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Archive for April 2010

Zur Einstimmung auf die diesjährige literarische Tagung im Hotel Hannover in Bad Nenndorf kam gleich die Dichterin selbst zu Wort. In einer Auswahl wenig bekannter autobiographischer Erzählungen über die eigene Jugendzeit, plastisch rezitiert von Annemete von Vogel und Dr. Marianne Kopp, erhielten die Zuhörer einen Einblick in die Bedeutung, die frühe Erlebnisse für Agnes Miegel bis ins hohe Alter hatten. Aus der Verbindung dieses Vortrages mit den von Dr. Kopp beigesteuerten Erläuterungen zum biographischen und literarischen Kontext, konnten die Zuhörer sich ein Bild von Agnes Miegels Gefühls- und Lebenswelt, sowohl während der Entstehungszeit der Schriften als auch während der liebevoll erinnerten Perioden, machen.

Als Gäste berichteten, zu der Verortung der Erinnerungen passend, zwei aus Königsberg/Kaliningrad angereiste Mitglieder der dortigen Agnes-Miegel-Gruppe, Frau Alina Abrakonowa und Herr Viktor Rjabinin von Veränderungen und Veranstaltungen in der Geburtsstadt der Dichterin.

Den wissenschaftlichen Vortrag mit dem Titel „Agnes Miegel: Erlebtes Radio – Der Ostmarkenfunk in Königsberg, ein Mittler und Förderer ostpreußischer Literatur“ übernahm in diesem Jahr Dr. Ulrich Heitger aus Hamm. Die Erkenntnis, wie sehr sich unser heutiger, von Massenmedien geprägter Alltag von der Zeit unterscheidet, in welcher das Radio gerade erst begann, in den Großstädten Einzug zu halten, machte wieder einmal die unbedingte Notwendigkeit der Erforschung eines historischen Kontextes zum Verständnis der in ihm entstandenen Literatur deutlich. Die tiefgehende und detaillierte Nachzeichnung dieser frühen Jahre des Radios verschaffte wertvolle Erkenntnisse über eine zwar eigentlich noch gar nicht so lange zurückliegende, uns jedoch bereits sehr fremd gewordene Zeit. Agnes Miegel selber stand dem damals neuen Medium zuerst ablehnend, später jedoch aufgeschlossener gegenüber – die Atmosphäre des Studios empfand sie bei den eigenen ersten Erfahrungen als Sprecherin als unangenehm. Später jedoch hörte sie zufällig bei einem Krankenhausaufenthalt eine Ansprache ihres Verlegers und Freundes Eugen Diederichs, bevor er krankheitsbedingt die Stimme verlor, zum letzten Mal über das Radio; und dieser Zufall versöhnte die Dichterin dann endgültig mit der vorher als unpersönlich wahrgenommenen Technik.

Als künstlerischen Höhepunkt der Veranstaltung präsentierten Annemete von Vogel als Rezitatorin und die Tanzgruppe Movimento unter der Leitung von Inge Henke eine besondere Verbindung von Dichtung und Tanz: Balladen mit höfischer Thematik von Agnes Miegel im Wechsel mit Tänzen der Renaissance. Dabei verstanden es die Tänzer in ihren historischen Kostümen, durch ihre Darbietung eine Atmosphäre zu schaffen, in der die eindrucksvolle Vortragskunst der Sprecherin Agnes Miegels Balladen dem Zuhörer so unmittelbar wie irgend möglich nahezubringen vermochte.

Besonders die Vielfalt des Programms ist zu loben: eine so gelungene Verbindung von dichterischer Lesung, künstlerischer Darbietung und wissenschaftlicher Auseinandersetzung ist bei Tagungen dieser Art selten anzutreffen. Gerade der diesjährige Vortrag macht die Notwendigkeit zahlreicherer Beiträge dieser Art deutlich – leider wird die literaturgeschichtliche Bedeutung Agnes Miegels von weiten Teilen der Wissenschaft noch immer gerne ignoriert, sodass die Bereitschaft zur fundierten Beschäftigung mit ihrem Werk selten anzutreffen ist. Umso freudiger wurde die offizielle Ankündigung der Veranstaltung der Agnes-Miegel-Gesellschaft im Oktober aufgenommen: dort nämlich sollen über drei Tage verteilt Vorträge zu unterschiedlichen mit der Dichterin in Zusammenhang stehenden Themen gehalten werden – man darf gespannt sein!

Sebastian Harms Bolte M. A.

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