Agnes Miegel-Tage in Bad Nenndorf vom 15. bis 16. März 2013
Gedankensplitter als Nachlese zur Abendveranstaltung am 16. März mit Gedichten von Agnes Miegel und Musik von Arcangelo Corelli
Der 15. und 16. März waren frühlingversprechende Tage mit Sonnenschein und blauem Himmel. Doch tags darauf erlebten wir hier vor den Toren von Hannover die Verwandlung in eine zauberhafte Winterlandschaft. Krokusse und Schneeglöckchen vor unseren Fenstern verschwanden unter einer dicken Schneedecke. Versunken in diesen märchenhaften Anblick, liefen meine Gedanken zu den am Abend des 16. März vorgetragenen Gedichten, zunächst zu den Versen von „Athene im Park“.
Fasziniert von der Schilderung eines alten, von Sommer erfüllten Parks mit einer Skulptur der Athene: „Die weiße Göttin auf bröckelndem Fels, von Ranken überwoben…“ stellte ich mir vor, wie Athene „mit leisem Lächeln“ über ihrem Marmor den flockenweichen, weißen Pelz annahm.
Zurück in den hellen, Licht durchfluteten Vortragssaal des „Hotels Hannover“. Nach einer Corelli-Sonate folgte die Ballade „Die Domina“, die die Zuhörer ins 16. Jahrhundert führte, in die Zeit des großen gewalttätigen Umbruchs, in dieser Form ungewollt ausgelöst durch die Reformation. Der eindrucksvolle Vortrag ließ uns — das Hier und Heute vergessend — die höchst bedrohliche Situation eines Klosters und seiner Domina mit den ihr anvertrauten jungen Nonnen erleben. Vom Glauben abgefallene Ritter drohten beutegierig:
„Domina,
Deines Klosters letzte Stunde ist da!“
Ihre Äxte klopften ans Klostertor:
„Nun, Frau Domina, komm hervor,
Gestern brannte Sankt Alberts Abtei,
Heute ist an dir die Reih…“
Wie ein Aufatmen ging es durch die Reihen der Zuhörer, als es der Domina gelang mit dem ihr gewährten freien Geleit die jungen Nonnen zu retten.
Und wieder waren es die Musizierenden, die die Zuhörer in eine andere Welt mitnahmen, um zum nächsten sehr bewegenden Text überzuleiten: „Das Kriegskind“.
Ich glaube, unter den Gästen war kaum einer, der nicht den Zweiten Weltkrieg mit all seinen Schrecken erlebt hat. Wieviel Tapferkeit und Mut gehört dazu, als wehrlose, vom Feind überfallene Frau das gezeugte Kind auszutragen und es gegen alles und jeden in Schutz zu nehmen.
Nie wieder Krieg! Das wünschten sich wohl alle in diesen Momenten.
Die Agnes Miegel-Tage fanden kurz vor dem offiziellen Frühlingsanfang statt, und so war unter den sehr nachdenklich stimmenden Texten auch das Gedicht „Frühling“, um in die bevorstehende Jahreszeit mit Grünen, Blühen und Vogelgezwitscher einzustimmen:
„Frühling“
Der Amsel erstes
Zärtliches Singen
Hör ich vom Garten
Herüberklingen.
Der Abend wird allen unvergesslich bleiben. Obwohl der erkrankte Rezitator in letzter Sekunde abgesagt hatte, verlief alles programmgemäß. Es ist zu bewundern, wie Marianne Kopp, Annemete v. Vogel und aus dem Zuhörerkreis Hans-Joachim Buch es geschafft haben, mit kaum merklicher Verspätung die „Rollen“ zu übernehmen.
Nicht zu vergessen die Musizierenden! Mit wieviel Liebe zum Detail das Programm zusammengestellt wurde, zeigt auch die Auswahl der Musik von Arcangelo Corelli (1653 – 1713), dessen 360. Geburtstag an diesem Abend gewürdigt wurde mit Cembalo (Manfred Jahncke), Violinen (Bärbel Riegler und Roland Jacques) und Violoncello, letzteres gespielt von Annemete v. Vogel.
Barbara Werhahn