Die Gesellschaft hat sich zur Aufgabe gemacht, »das Andenken der Dichterin zu bewahren und in der Öffentlichkeit lebendig zu erhalten, die Bedeutung ihres Werkes herauszustellen, es zu deuten und Maßnahmen durchzuführen, die diese Aufgabe erfüllen helfen« (Satzung).
Aktivitäten der Agnes-Miegel-Gesellschaft:
- die Versendung von Sommer- und Winterbriefen
- Einladungen zu ihren Veranstaltungen und Tagungen
- Jahresgaben
- die Instandhaltung und Pflege des Agnes-Miegel-Hauses in Bad Nenndorf als Gedenkstätte und als Treffpunkt für Besucher (Öffnungszeiten siehe Homepage)
- monatliche Lesungen aus den Werken der Dichterin (jeden letzten Mittwoch im Monat um 15:30 Uhr im Agnes-Miegel-Haus)
- die jährlichen Agnes-Miegel-Tage Anfang März jeden Jahres (Ankündigung im Winterbrief) in Bad Nenndorf
- die Gedenkveranstaltungen zum Todestag der Dichterin Ende Oktober jeden Jahres in Bad Nenndorf
Ihr Weg zur Mitgliedschaft in der Agnes-Miegel-Gesellschaft:
Sie interessieren sich für eine Mitgliedschaft in der Agnes-Miegel-Gesellschaft? Melden Sie sich einfach per Mail bei
info@agnes-miegel-gesellschaft.de oder im Agnes-Miegel-Haus:
Agnes-Miegel-Platz 3
31542 Bad Nenndorf
Telefon 05723 – 917 317
Der Mindestbeitrag beträgt im Jahr 20 Euro. Spenden sind sehr willkommen, denn die Gesellschaft kann nicht allein durch öffentliche Zuwendungen ihren Aufgaben gerecht werden.
Bankverbindung:
Sparkasse Schaumburg
(BLZ 255 514 80)
Kontonummer: 550 229 371
Die Mitgliedschaft kann mit vierteljährlicher Frist zum Jahresende gekündigt werden.
Zahl der Mitglieder: 250 (Stand: Februar 2018)
Portrait der Agnes-Miegel-Gesellschaft:
1969, fünf Jahre nach dem Tode Agnes Miegels (1879 – 1964) wurde die Agnes-Miegel-Gesellschaft (AMG) in Bad Nenndorf in Niedersachsen gegründet, wo die Dichterin nach ihrer Flucht aus Königsberg/Pr. eine bescheidene Altersheimat gefunden hatte. Oberschulrat Erich Grimoni rief die Gesellschaft zusammen mit einem Kreis alter Freunde und Verehrer Agnes Miegels ins Leben; die erste Mitgliederversammlung fand am 9. März 1969, dem 90. Geburtstag der Dichterin statt.
In der Satzung nennt die AMG ihr Anliegen, „das Andenken der Dichterin zu bewahren und in der Öffentlichkeit lebendig zu erhalten, die Bedeutung ihres Werkes herauszustellen, es zu deuten und Maßnahmen durchzuführen, die diese Aufgabe erfüllen helfen“.
Dazu gehörte auch der Erwerb des Hauses 1971, in dem Agnes Miegel seit Juni 1953 bis zu ihrem Tode gewohnt hatte. In dem schlichten Siedlungshaus, von der Gemeinde Nenndorf auf Betreiben der damaligen Regierungspräsidentin von Hannover erbaut, hatte Agnes Miegel lebenslanges Wohnrecht, allerdings nur in der Parterre-Wohnung und zur Miete. Dort lebte sie mit ihrer Wahlfamilie, ihren beiden „Getreuen“, wie sie sie oft nannte: Elise Schmidt (die ihr seit 1920 den Haushalt geführt hatte und später von der Dichterin adoptiert wurde), und Heimgart von Hingst (die sich auf Schloss Apelern den beiden angeschlossen hatte – hier hatten Agnes Miegel und Elise Schmidt nach der Flucht und der Internierungszeit im Flüchtlingslager Oxböl/Dänemark vorübergehend gelebt).
Nach Elise Schmidt-Miegels Tod 1972 zog Heimgart von Hingst vom Parterre ins Dachgeschoß des Miegel-Hauses. Die AMG setzte das Haus gründlich instand und richtete die unteren Räume so her, dass sie die persönliche Welt der Dichterin in ihrer Zeit und Teile ihres Werks anschaulich darbieten.
Das Wohn- und Arbeitszimmer ist so erhalten geblieben, wie es Agnes Miegel verlassen hat, mit der bescheidenen Möbelausstattung der Nachkriegszeit, Bildern von Königsberg, der Marienburg, des Goethehauses in Frankfurt, des Schlosses Apelern. Ein Kant-Bildnis symbolisiert höchste Anforderungen an sich selbst. Die „Austernbank kleiner Erinnerungsgaben“ im Bücherspind, Fotos und Bücher strahlen viel Persönliches aus. Am 26. Oktober 1974, Agnes Miegels 10. Todestag, konnte die Wohnung der Dichterin als Gedenkstätte geöffnet werden. Sie hat seitdem bei Besuchern des Kurortes und bei Freunden und Verehrern der Dichterin viel Interesse und Wertschätzung gefunden.
Für die Gründungsmitglieder, die selber Flüchtlinge aus Ostpreußen waren, war die Motivation über das rein Literarische hinaus das Bekenntnis und die Liebe zur ostpreußischen Heimat in Natur und Geschichte. Der Beiname „Mutter Ostpreußen“, der Agnes Miegel von ihren Landsleuten nach dem Titel eines ihrer Gedichte verliehen wurde, drückt aus, wie sehr man in ihr die Stimme Ostpreußens sah und die Heimatbindung in Agnes Miegels Person und Werk in den Vordergrund stellte und verehrte.
So verstärkte sich eine speziell ostpreußische, also heimatbezogene Rezeption des Miegelschen Werkes, die auf die Dauer zu einer Verengung und Verfälschung seiner Einschätzung geführt hätte. Agnes Miegel ist aber weit mehr als eine große Heimatdichterin. Sie ist ebensowenig nur für Ost- und Westpreußen interessant wie Theodor Storm nur für Schleswig-Holsteiner, Annette von Droste nur für Westfalen, Theodor Fontane nur für Brandenburger oder Eichendorff nur für Schlesier.
Heute ist es das Ziel der AMG, das Gesamtwerk der Dichterin in seiner literarischen Qualität in den Mittelpunkt des Interesses zu rücken. Denn Agnes Miegel hat es vermocht, ostpreußische Natur, Geschichte und Menschen über die Ebene der bloßen Heimatliteratur hinaus in den Raum der großen deutschen Literatur zu stellen. Aus dem sicheren Zugehörigkeitsgefühl zu ihrer ostpreußischen Heimat kommt ihr darüber hinaus die Kraft zu weltumspannenden Stoffen, Themen und Gedanken. „Als Lyrikerin und Erzählerin griff sie in der Wahl ihrer Stoffe, ihrer Gestalten und der ihnen gemäßen Lebensräume über den Raum ihrer Heimat hinaus. Sie verfügte über die Welt als Gegenstand der Dichtung, weil sie Heimat hatte als sicheren und verlässlichen Boden für ihre Kunst.“ (Helmut Motekat, Ostpreußische Literaturgeschichte mit Danzig und Westpreußen 1230-1945, München 1977, S.390).
Um eine vorurteilsfreie Rezeption zu ermöglichen, müssen einseitige Etikettierungen aufgearbeitet werden. Dazu gehört auch das Schlagwort der „Blut-und-Boden-Dichterin“. „Es war wie ein Verhängnis, dass sie die wachsende Zustimmung zu ihrer Dichtung ganz naiv als eine nationale Huldigung verstand, und dass ihr verborgen blieb, wie sehr sie ideologisch ausgedeutet und politisch instrumentalisiert wurde: als grenzdeutsche Patriotin, als ‚Mutter Ostpreußen‘ „, schreibt Ulf Diederichs in der Jahresgabe 2005 der AMG. Dazu kam die bange Insellage der Provinz Ostpreußen nach dem Versailler Vertrag, so dass sie wie viele ihrer Landsleute für eine gewisse Zeit an Hitler als den Retter des deutschen Ostens geglaubt hatte. Es sei hier auf das ausführliche Kapitel „Der große Irrtum“ der Miegel-Biographie von Anni Piorreck verwiesen. Doch war Agnes Miegel jederzeit weit entfernt, von ideologischer Verbohrtheit oder korruptem Verhalten während des „Dritten Reichs“. Im Entnazifizierungsverfahren wurde sie vollständig entlastet, da sie die Gewaltherrschaft nie unterstützt habe. Wörtlich heißt es, „sowohl Motive wie Handlungen haben niemals NS-Geist verraten.“ In der Tat durchzieht ihre Botschaft der Menschlichkeit und „nichts als den Hass zu hassen“ ihr ganzes Lebenswerk.
Ein weiteres Schlagwort, das der geistigen Kontur der Dichterin nicht ganz gerecht wird, ist das der bloßen „Balladendichterin“. Gewiss wurde sie um die Jahrhundertwende mit ihren ersten Balladen im Göttinger Musenalmanach in dem Kreis um Börries von Münchhausen schlagartig bekannt; zweifellos genügen die sogenannten „Meisterballaden“ der blutjungen Dichterin, um ihr einen festen Platz in der deutschen Literaturgeschichte zu sichern. Doch auch in der Lyrik hat sie Bedeutendes geleistet, ebenso in der Prosa, der sie sich erst als Vierzigjährige konsequent zu widmen beginnt. Ihre große historische Novelle „Die Fahrt der sieben Ordensbrüder“ muß zum Kanon der Weltliteratur gerechnet werden.
Die Ehrendoktorwürde wurde ihr 1924 von der Königsberger Universität Albertina auf Grund ihrer bis dahin erschienenen drei Balladen- und Lyrikbände verliehen, aber erst mit ihren Prosabüchern konnte sie sich allmählich eine Existenz als freischaffende Schriftstellerin aufbauen. Als Agnes Miegel im Jahre 1959 der Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste verliehen wurde, rühmte der Präsident Emil Preetorius in seiner Laudatio besonders das Visionäre ihrer Dichtung: „Übersinnliche Phänomene gewinnen bezwingende Wirklichkeit, ohne ihr Geheimnis einzubüßen.“
Der Agnes-Miegel-Forschung stehen noch große Aufgaben bevor, die teils erst im Ansatz, teils noch gar nicht aufgegriffen wurden. Eine historisch-kritische Gesamtausgabe ihrer Werke wäre ein Desiderat, ebenso eine Auswahl ihrer reichen Korrespondenz, die sich erhalten hat und gleichermaßen zu ihrem Werk gerechnet werden muß. Auch Agnes Miegels Beziehungen zu ihren Dichterfreunden bedürfen noch einer eingehenden Betrachtung. Dazu gehören nicht nur lebensbegleitend Lulu von Strauß und Torney, Börries von Münchhausen und Ina Seidel, sondern auch Hermann Hesse, Gerhard Hauptmann, Hermann Sudermann und mit Alma Rogge, Moritz Jahn und Waldemar Augustiny viele Vertreter des norddeutschen Dichterkreises.
Mit ihren Jahresgaben versucht die Agnes-Miegel-Gesellschaft, schwer zugängliche oder längst vergriffene Texte Agnes Miegels erreichbar zu machen, neue Untersuchungen zu ihrem Werk und ihrer dichterischen Persönlichkeit zu publizieren und besondere Aspekte in der Interpretation ihres Werkes zu berücksichtigen.
Das Bestreben geht dahin, auch über den Mitgliederkreis hinaus wahrgenommen zu werden, und so werden die Jahresgaben auch in vielen Universitätsbibliotheken eingestellt. Im Jahre 1989 ist die AMG der „Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften“ beigetreten, seit dem Jahr 2003 ist sie im Internet mit einer eigenen Homepage vertreten.
Auch nach Königsberg, dem heutigen Kaliningrad, wurden nach der Öffnung des Bezirks zahlreiche Kontakte aufgebaut. Am 26.10.1992 konnte die AMG dort eine Gedenktafel für Agnes Miegel in russischer und deutscher Sprache in der Hornstraße am letzten Wohnhaus der Dichterin vor der Flucht enthüllen. Als russischer Zweig der AMG bildete sich die „Gruppe Königsberg“. Inzwischen thematisiert auch die russische Germanistik der Universität Kaliningrad das Werk Agnes Miegels.
Zu den Aktivitäten und Veranstaltungen der AMG gehören vor allem die jährlichen „Agnes-Miegel-Tage“ – jeweils im März – mit der Mitgliederversammlung und einem reichhaltigen Kanon von Vorträgen, Lesungen, Konzerten, Rezitationsstunden und Gelegenheit zum Gedankenaustausch, ferner regelmäßig kulturelle Veranstaltungen zu Agnes Miegels Todestag im Oktober, sporadische Ausstellungen und Vorträge an anderen Orten, in größeren Abständen literarische Seminare, 2004 erstmalig die Teilnahme am „Tag der Niedersachsen“, und Festakte zu besonderen Gedenktagen. So übernahm der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff die Schirmherrschaft über die Festlichkeiten zu Agnes Miegels 125. Geburtstag.
Die Arbeit im Agnes-Miegel-Haus in Bad Nenndorf konzentriert sich auf eine zeitgemäße Präsentation der Gedenkstätte, die einerseits den ursprünglichen Charakter bewahren will, aber andererseits auch die modernen Medien einbezieht. Film- und Tondokumente mit Aufzeichnungen von Agnes Miegels Stimme, Interviews mit ihr und über sie stehen zur Verfügung, aber auch das einfache Vorlesen aus ihrem Werk behält seinen Platz in dem regelmäßigen Angebot des Dichterhauses.
Das Archiv mit Autographen der Dichterin und Dokumenten zu ihrem Leben gilt als besonderer Schwerpunkt für die zukünftige Arbeit. Der Hauptteil des Nachlasses wurde 1974 vorgeordnet von Heimgart von Hingst dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach übergeben. Doch auch in Bad Nenndorf rechtfertigt sich der Aufbau eines Archivs, nicht als Konkurrenz zu Marbach, sondern als zusätzliche Forschungsstätte, wo sich zudem Bücher aus Agnes Miegels Besitz befinden.
Marianne Kopp
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