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Archive for the ‘Agnes-Miegel-Kontroverse’ Category

Die Agnes Miegel-Gesellschaft e.V. lädt ein zu den

Agnes-Miegel-Tagen 2019

im Hotel Hannover, Buchenallee 1, 31542 Bad Nenndorf, Tel. 05723 7920

 

Freitag, 8. März 2019

16:00 Uhr:    „Der Umgang mit der deutschen Geschichte am Beispiel von Agnes Miegel“  Vortrag von Dr. Bärbel Beutner (Unna)

17:00 Uhr: „Musikalisch auf Agnes Miegels Lebensweg”

Curanum-Chor „Freude“ (Bad Nenndorf)

mit Vera Spindel (Chorleitung und Klavier) und Polina Neumann (Violine)

 

Samstag, 9. März 2019

10:30 Uhr:    Mitgliederversammlung (Einlass ab 10:00 Uhr)

— Mittagspause —

14:15 Uhr:    Gedenken an Agnes Miegels Grab

15:00 Uhr:    Festveranstaltung zum 50jährigen Bestehen der Agnes-Miegel-Gesellschaft

  • Begrüßung durch die 1. Vorsitzende Dr. Marianne Kopp (Stadtbergen)
  • Grußwort von Mike Schmidt, Samtgemeindebürgermeister von Bad Nenndorf
  • Grußwort von Lorenz Grimoni (Duisburg), Sohn des Gründers der Agnes-Miegel-Gesellschaft
  • Festvortrag von Prof. Dr. Paul Leidinger (Warendorf):

Denn wir, die Klage und Sturm geläutet,
Wissen, was Friede und Heimat bedeutet!“ (Agnes Miegel)
50 Jahre Agnes-Miegel-Gesellschaft“ (1969-2019)

— Kaffeepause —

17:00 Uhr:    „… und atmend horcht die Nachtigall“

Musik – gespielt von der Compagnia Allegra auf Renaissanceinstrumenten

und Gedichte – gesprochen von Inge Henke (Wennigsen) und Annemete von Vogel (Wunstorf)

Änderungen vorbehalten

E i n t r i t t   f r e i – S p e n d e n   e r b e t e n – G ä s t e   w i l l k o m m e n

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Agnes Miegel – Abschied von Königsberg.
Zerstörung Königsbergs, Flucht, Flüchtlingsleben und Neubeginn.
Agnes Miegels Lebensweg 1944-1953 dokumentiert in privaten Briefen.
Herausgegeben von Marianne Kopp
erhältlich über die Agnes-Miegel-Gesellschaft zum Preis von 9,90 €

Zeitgeschichte in privaten Briefen dokumentiert: so werden das letzte Kriegsjahr in Königsberg – mit der verheerenden Zerstörung der Stadt in zwei Bombennächten im August 1944 – und die Nachkriegszeit auch heute vorstellbar, mit oft überraschenden Details des Lebens zwischen Ruinen.
Agnes Miegel hält brieflich die Verbindung zu ihren nächsten Freunden außerhalb von Ostpreußen und schreibt weit mehr als von Angst und Schrecken.
Ihre innere Einstellung zur Vergangenheit wird deutlich, wenn sie der engsten Freundin ihr Gruseln mitteilt über einen Versuch, das Hitlerbild im Nachkriegsdeutschland in ein positiveres Licht zu rücken, mit dem Märchenzitat: „Ich kann nur sagen, mir wurde dabei wie dem Prinzgemahl, dem die Kammermagd den Eimer mit den Gründlingen übers Nachthemd kippte!“

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In diesen Tagen, um Agnes Miegels 51. Todestag, denken wir zurück an ihren 30. Todestag 1994. Damals vor 21 Jahren wurde dieses Agnes-Miegel-Denkmal im Kurpark von Bad Nenndorf aufgestellt und feierlich eingeweiht. Einige von uns sind damals auch dabei gewesen, jedenfalls war auch der Künstler Ernst Hackländer anwesend, ebenso der Kunstmäzen und Stifter Willibald Völsing. Beide leben heute nicht mehr.

Ich erinnere mich noch, wie wir damals den Wortlaut am Fuß der Statue diskutierten, weil der Bildhauer die Worte des Zitats umgestellt hatte. In Agnes Miegels „Spruch“ für den Ostdeutschland-Gedenkturm in Schloss Burg an der Wupper lautet die letzte Zeile „nichts als den Haß zu hassen“ – während Herr Hackländer eingravierte: „und nichts zu hassen als den Haß“. Inhaltlich macht das keinen Unterschied. Ohne den grammatischen Zusammenhang mit den vorangehenden Versen erschien ihm diese Fassung wohl allgemein­verständlicher. Jedenfalls hob er hervor, wie ihm gerade an dieser Lebenserkenntnis und Maxime der großen ostpreußischen Dichterin gelegen war, die er über alle Zeiten bewahrt wissen wollte.

Die Gestalt der sitzenden jungen Frau mit langem Haar, die einen Becher ausgießt wie ein Füllhorn, ist kein lebensgetreues Abbild von Agnes Miegel, sondern eine künstlerische Interpretation, wie der Bildhauer Wesentliches der Dichterin in den Fokus rücken wollte. In den Falten ihres Kleides birgt sich ein kleiner Hund – das soll jenes Mohrchen sein, das die Jugendjahre Agnes Miegels in Königsberg begleitete. Um den Hals trägt sie eine Perlenkette wie auf dem berühmtesten Foto, das sie als junge Erwachsene zeigt. In der Hand hält die junge Frau ein kleines Buch, das sie dem Betrachter hinhält, aber ihr Blick ist eher unbestimmt in die Ferne gerichtet, von wo ihr die Inspiration für ihre dichterischen Werke gekommen sein mag.

Ursprünglich war die Bronzefigur für den Garten des Agnes-Miegel-Hauses vorgesehen. Der damalige Kurdirektor Hans-Joachim Schick aber setzte sich sehr dafür ein, dass das Denkmal einer breiteren Öffentlichkeit präsent sein sollte und einen Platz im Kurpark erhielt. Damit waren der Stifter und die Agnes-Miegel-Gesellschaft einverstanden, schließlich „gehörte“ die Dichterin Agnes Miegel ganz Bad Nenndorf. Die Stadt Bad Nenndorf hatte Agnes Miegel anlässlich ihres 75. Geburtstags 1954 zur Ehrenbürgerin erhoben. Ebenso war Agnes Miegel 1954 Ehrenkurgast des Staatsbades geworden. So war die Dichterin also von der Stadt und dem Kurbad Nenndorf zu ihren Lebzeiten und in den Jahrzehnten danach hoch verehrt worden.

Wörtlich sagte Hans-Joachim Schick 1994 bei der Einweihung der Skulptur: „Die Schwefelquellen sind das Fundament des Staatsbades zur Gesundung des Körpers. Agnes Miegels Werke dagegen bewirken eine Gesundung der Seele.“ Er wies besonders auf die Inschrift im Sockel der Statue hin, die lautet „… und nichts zu hassen als den Haß“. Im übrigen war er glücklich darüber, dass Agnes Miegel den Namen des Heilbades in die kulturelle Öffentlichkeit trägt.[1]

Ebenso war der Nenndorfer Bürgermeister Gerd Borcherding als Schirmherr dieser Veranstaltung zugegen und ging in seinem Grußwort auf die letzten Jahre der Dichterin in Bad Nenndorf ein, in denen sie trotz ihres Alters neuen Entwicklungen aufgeschlossen gegenüberstand. Zur Einweihung des Nenndorfer Gymnasiums im Jahre 1960 verfasste sie ein Gedicht, das deutlich emanzipatorische Züge aufweist, in dem sie Mädchen und Frauen ermuntert, um ihre Rechte zu kämpfen. „Bad Nenndorf wird heute mit dem Namen Agnes Miegels verbunden, der durch die Agnes-Miegel-Gesellschaft eine angemessene, differenzierte Würdigung widerfährt“, sagte Borcherding.[2]

In den folgenden Jahren war das Agnes-Miegel-Denkmal im Kurpark ein beliebter Ort für die Fotos der Bad Nenndorfer Brautpaare – ähnlich wie die russischen Brautpaare in Agnes Miegels Vaterstadt Königsberg in Ostpreußen gern das Grab des Philosophen Kant an der Nordwand des alten Doms für ihre Erinnerungsfotos und einen Sektempfang aufsuchen. Etliche Postkarten mit Motiven des Kurbades zeigten bis vor kurzem auch stolz die Bronzefigur der Ehrenbürgerin – denn nicht jeder bedeutende Kurort kann sich rühmen, Wohnort einer namhaften Dichterin gewesen zu sein, die überdies eine Reihe von dichterischen Liebeserklärungen an dieses Kurbad verfasst hat.

Als die Agnes-Miegel-Gesellschaft im März 2004 eine mehrtägige Veranstaltung anlässlich des 125. Geburtstags der Dichterin durchführte, betonte der damalige Kurdirektor Hartmut Manthey in seinem Grußwort: „Was kann es Schöneres geben, als Agnes Miegel – als Ehrenbürgerin und Ehrenkurgast von Bad Nenndorf – für ihr dichterisches Wirken in Bad Nenndorf besondere Anerkennung entgegenzubringen. Bad Nenndorf kann stolz auf diese Ehrenbürgerin sein.[3] Stadtkämmerer Richard Allnoch, der Agnes Miegel noch persönlich gekannt hatte, sprach in Vertretung für den Bürgermeister Wilfried Battermann. Er nannte den 125. Geburtstag Agnes Miegels einen besonderen Ehrentag für Bad Nenndorf. „Wir können uns glücklich schätzen, dass Agnes Miegel hier ihre Altersheimat gefunden hat – ‚Geliebte kleine Heimat meines Herzens’, so hat sie Bad Nenndorf genannt, und das ist nach dem Verlust der Heimat, der Flucht und der Unrast eine besondere Auszeichnung. […] Auch heute hat Agnes Miegel für Bad Nenndorf noch eine besondere Bedeutung, denn Besuchergruppen werden bei den Stadtführungen zum Denkmal der Ehrenbürgerin im Kurpark geführt.“[4]

Auf Betreiben der Stadt oder der Kurdirektion wurde das Denkmal um das Jahr 2006 innerhalb des Kurparks versetzt. Die Verantwortlichen hatten befunden, dass der bisherige Standort zu versteckt sei und der Dichterin ein attraktiverer Platz gebühre, wo das Denkmal noch besser wahrgenommen werden könne. Und so war es dann etliche Jahre neben dem Schlösschen ein Anziehungspunkt für Touristen, Kurgäste und natürlich die Nenndorfer Bürger.

So weit, so gut.

Jedoch wurde die Statue für eine kleine Gruppe von linken Aktionisten in den letzten Jahren immer mehr zu einem Stein des Anstoßes. Eine vehemente Rufmord-Kampagne warf Agnes Miegel ihre Parteimitgliedschaft und ihr zeitweiliges Einverständnis mit dem Hitler-Regime vor und wollte von ihren zeitlosen Dichtungen, die unumstößlich zur deutschen Literaturgeschichte gehören und die jüngst noch Marcel Reich-Ranicki würdigte, nichts mehr wissen. Ebenso distanzierten sie sich von Agnes Miegels kultureller Bedeutung für Bad Nenndorf und betonten beharrlich, die Ehrenbürgerschaft sei mit dem Tode der Geehrten erloschen und aufgehoben. Sie reduzierten das Lebenswerk aus sieben fruchtbaren Schaffensjahrzehnten auf ein Gedicht auf Hitler und brachten die örtliche Presse dazu, lange Artikel in ihrem Sinne zu drucken und klärende Stellungnahmen der Agnes-Miegel-Gesellschaft und anderer Leser äußerst kurz oder gar nicht zu drucken. Farbanschläge auf die Skulptur, Verhüllungen und Gewalt­anwendungen zeugten indes von dem primitiven Ungeist dieser Kritiker. Wer sich für Agnes Miegels Bedeutung und die Pflege ihres Andenkens einsetzte, wurde von ihnen kurzerhand selbst als „rechts“ diffamiert und angegriffen. Politische Kritik wurde auch an dem Bildhauer Ernst Hackländer und an dem Stifter Willibald Völsing geäußert.

Die Absicht der Kritiker, Agnes Miegel aus dem kulturellen Gedächtnis des Kurortes zu tilgen, fand Gehör bei den neuen Stadträten, die mit knapper Mehrheit beschlossen, das Denkmal aus dem Kurpark zu verbannen, da es ein schlechtes Licht auf die moderne, weltoffene Kurstadt werfe.

Neu war an diesen plakativen ‚Enthüllungen’ und ‚Entdeckungen’ über Agnes Miegel und die Initiatoren ihres Denkmals überhaupt nichts. Bedenklich scheinen uns indes die Methoden jener Kritiker, die in ihrer Ignoranz und Intoleranz an Bücherverbrennungen unter einem totalitären Regime erinnern. Was auch immer man Agnes Miegel in den Wirren ihrer Zeit vorwerfen mag, geschadet hat sie keinem Menschen, sondern im Gegenteil ihre Mitmenschen und Leser stets mit der starken Ausstrahlung ihrer integren, warmherzigen Persönlichkeit und der humanen, lebensbejahenden Botschaft ihrer Dichtungen beschenkt.

Nach jener dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte, in der auch sie getäuscht wurde und irrte, dankte sie Gott für seine Lehre, „nichts als den Hass zu hassen“, wie sie 1952 in dem Spruch für den Ostdeutschland-Gedenkturm schrieb. Diese Einsicht und Lebensweisheit ist eine Abkehr von jeglicher Parteipolitik oder Parteigläubigkeit. Sie ist ein ausdrückliches Bekenntnis zu Toleranz und Menschlichkeit, die als einzige Maximen zeitlose Gültigkeit haben dürfen. Sie bedeutet ein Nein zu Meinungsdiktatur und dem Ausgrenzen Andersdenkender, ein Nein zu jeglicher Gewalt, Zerstörungswut oder Diffamierung. Und gerade darum wählte der Bildhauer Ernst Hackländer diese Worte für seine Skulptur auf die Dichterin Agnes Miegel. „Nichts zu hassen als den Hass“, dazu bekannte sich auch der Stifter Willibald Völsing, und das beeindruckte den damaligen Kurdirektor Hans-Joachim Schick ganz besonders.

Jene aber, die das Denkmal aus dem öffentlichen Raum von Bad Nenndorfs Kurpark verbannten, sprachen sich damit gerade gegen Toleranz und Weltoffenheit aus, gegen ein warmherziges Gelten-Lassen und gegen diese hohe Lebensmaxime, die dem Artikel 1 des Grundgesetzes (von der Unantastbarkeit der Würde des Menschen) um nichts nachsteht. Denn Hass macht blind. Überzeugt von der Richtigkeit ihres Tun und Denkens und ihres überhöhten moralischen Anspruchs, der absolute Makellosigkeit und gottähnliche Vorbildlichkeit von einer geehrten Persönlichkeit fordert, verfielen sie gerade dem Hass und wurden blind für alles, um dessentwillen Agnes Miegel bis dahin geehrt worden war.

Ein Bürgerbegehren der Agnes-Miegel-Gesellschaft für den Erhalt des Denkmal-Standorts im Kurpark war erfolgreich und führte zu einem Bürgerentscheid. Trotz überwältigender Zustimmung der Abstimmenden scheiterte der Bürgerentscheid knapp an dem gesetzlich notwendigen Quorum.

Im Februar dieses Jahres wurde das Denkmal aus dem Kurpark entfernt – über die Stelle, wo es jahrelang stand, sollte Gras wachsen. Im Sommer konnte die Skulptur hier im Garten des Agnes-Miegel-Hauses fest aufgestellt werden.

Ganz besonderer Dank gebührt dabei Herrn Niehus und Herrn Kast, die die Umsetzung des Denkmals mit viel Sachkenntnis und Engagement ins Werk setzten. Sie bestimmten diesen neuen Standort im Garten, wo die Skulptur die Besucher, die auf dem Weg zum Agnes-Miegel-Haus sind, quasi begrüßt. Herr Kast stellte die Kontakte zu Firmen und Arbeitern her, koordinierte die einzelnen Arbeitsschritte und war stets bereit, auch selbst Hand anzulegen. Ohne seinen bemühten Einsatz hier vor Ort wäre nicht nur das Ergebnis fragwürdig, sondern auch die Kosten dafür sicher noch höher ausgefallen. Danken möchte ich auch jenen Mitgliedern, die die Agnes-Miegel-Gesellschaft mit besonderen Spenden bei dieser zusätzlichen finanziellen Belastung förderten.

Als die Umsetzung des Denkmals vom Kurpark in den Garten des Agnes-Miegel-Hauses beschlossene Sache war, bekamen wir einige Zuschriften und Anrufe von Mitgliedern und Freunden: Zermürbt von den Anfeindungen gegen die Dichterin, ihr Leben und ihr Werk und von dem sich über viele Monate hinziehenden Streit um den Standort, überwanden sie energisch ihren Ärger und ihre Entrüstung über diese politische Entscheidung und trösteten sich und uns mit der Aussicht: Agnes Miegel kommt nach Hause! Hier wird sie Frieden finden! – Ist das nicht auch ganz im Sinne der Inschrift im Sockel: „… und nichts zu hassen als den Haß“? Diese Einstellung, diese Maxime soll uns und allen Menschen, die das Denkmal an seinem neuen Ort besuchen, immer wieder zum Vorbild gereichen.

Dankbar sind wir, dass das Denkmal zwei Jahrzehnte lang im Kurpark stehen und für die kulturelle Öffentlichkeit Nenndorfs präsent sein konnte. Die Umsetzung ist für die Kulturstadt Bad Nenndorf beschämend und ein größerer Verlust als für uns.

So möchte ich nun Agnes Miegels Denkmal an diesem friedlichen-stillen, privaten Ort, für den es von Anfang an bestimmt war, offiziell begrüßen und willkommen heißen und zitiere aus dem „Bauspruch“, den Agnes Miegel zum Richtfest dieses Hauses am 11. Oktober 1952 geschrieben hatte:

„Hier im Garten, im Haus, das Nenndorfs Gemeinde erbaute

Als der Herbststurm des Deisters Wälder verfärbte,

Hofft nun Ruhe zu finden nach sieben Jahren der Unrast,

Die aus kriegszerstörter Heimat und Vaterstadt herkam,

Fern aus dem Ordensland Preußen, dem bernsteingekrönten,

Agnes Gustavstochter, die Letzte der Ihren,

Die ehrfürchtig das Lied der Heimat gesungen.“[5]

Weit wichtiger als der Streit um ein Denkmal, das die Dichterin selbst sicher nie gewollt hätte, bleibt die Lektüre und Auseinandersetzung mit ihrer Dichtung. Wie für Annette von Droste-Hülshoff wäre es ihr am liebsten, wenn ihr Werk weiterlebt. Auffordernd hält hier die Figur dem Betrachter ihr Buch entgegen. Und so möge auch weiterhin gelten, was Hans-Joachim Schick vor 21 Jahren bei der Begrüßung der Statue im Kurpark sagte, dass Agnes Miegels Werke eine Gesundung der Seele bewirken!

Dr. phil. Marianne Kopp

[1] Bericht aus den Schaumburger Nachrichten Ende Oktober 1994, ohne Datum abgedruckt im Weihnachtsbrief der Agnes-Miegel-Gesellschaft 1994, S. 4

[2] ebd.

[3] abgedruckt im Sommerbrief 2004 der Agnes-Miegel-Gesellschaft, S. 9

[4] ebd.

[5] zitiert nach Agnes Miegel: „Land, so schön geschmückt wie eine schöne reiche Rotrockfrau“, Jahresgabe der Agnes-Miegel-Gesellschaft 1998

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Zu dem Buch von Marianne Kopp (Hg.), „Agnes Miegel. Ihr Leben, Denken und Dichten von der Kaiserzeit bis zur NS-Zeit. Mosaiksteine zu ihrer Persönlichkeit“ (Jahresgabe 2011/2012 der Agnes-Miegel-Gesellschaft, erschienen im Ardey-Verlag, Münster 2011)
ist eine Rezension von Ernst Ribbat in dem wissenschaftlichen Jahrbuch „Westfälische Forschungen“ 63, 2013 (S. 532-535) erschienen. Wer diese Stellungnahme des Münsteraner Universitätsprofessors liest, müsste auf ein ganz anderes Buch schließen – so fern sind seine Ausführungen von dem Gehalt des besprochenen Bandes. Selbstherrlich proklamiert er Unwahrheiten über Agnes Miegel, indem er verbindliche wissenschaftliche Arbeitsmethoden völlig missachtet. Dafür geht er mit plumper Willkür zu Werke und erfindet Zusammenhänge, die weder in dem Buch stehen noch von anderen Quellen belegt sind.

Warum gibt sich ein renommierter Literaturwissenschaftler und Hochschullehrer a.D. dazu her? Es geht ihm offensichtlich nicht um eine angemessene Rezension der wissenschaftlichen Aufsätze in dem Buch, sondern um eine parteiische Deformation Agnes Miegels  als  deutsche Dichterin. Der offensichtliche Grund ist eine zeitgleich in der Stadt Münster geführte Kampagne des Stadtrates zur Umbenennung von Straßennamen, denen ein NS-Bezug zugeordnet wurde. Die Stadt Münster hatte aus diesem Anlass eine einseitig zusammengesetzte Kommission beauftragt, die Umbenennung der Straßen zu begründen und in sog. Bürgerforen durchzusetzen. Das  Westfälische Institut für Regionalgeschichte (WIR-Institut) im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) war in diesem Zusammenhang beauftragt worden, eine öffentliche Tagung über die Umbenennung der bezeichneten Straßen – darunter u.a. auch der Agnes-Miegel-Straße im Bezirk Münster-Ost – durchzuführen.

In dieser Situation war das zeitgleich im Ardey-Verlag (einer Tochter des LWL) erschienene Buch über Agnes Miegel, das einen gewichtigen Beitrag zu einer neuen historisch-kritischen Miegel-Forschung leistet, höchst unwillkommen, insbesondere dem Ardey-Verlag, der sich verpflichtet hatte, die Aufsätze des Symposiums des WIR-Instituts (LWL) mit u.a. in Bezug auf Agnes Miegel verzerrenden Ausführungen  zu drucken. Der Verlag brach  deswegen – wie inzwischen weithin bekannt – unter sachlich unhaltbaren Vorwänden den zuvor bereitwillig geschlossenen  Druck-und-Vertriebs-Vertrag des eingangs bezeichneten Buches mit der Agnes-Miegel-Gesellschaft, das bereits gedruckt vorlag und versandt wurde, und zwar vier Wochen vor der vereinbarten öffentlichen Pressevorstellung, die der Verlag einseitig aufkündigte.
Das daraufhin von der Agnes-Miegel-Gesellschaft beim Landgericht  eingeleitete Rechtsverfahren wegen Vertragsbruchs ist zugunsten der Agnes-Miegel-Gesellschaft entschieden worden. Im Zusammenhang mit dem Verfahren legte der Ardey-Verlag  dem Gericht die oben bezeichnete negative Besprechung des Miegel-Bandes  durch Prof. Dr. Ribbat gleichsam als Gutachten vor.
Das WIR-Institut des LWL übernahm diese durch das Gerichtsverfahren bekannt gewordene Besprechung bereitwillig in sein Organ „Westfälische Forschungen“ (Band 63, 2013), lehnte aber die von der Agnes-Miegel-Gesellschaft rechtzeitig eingereichte Entgegnung mit dem Bemerken ab, dass  die Aufnahme einer Entgegnung nicht üblich sei.

Unüblich ist es, dass sich die überwiegend historisch ausgerichteten „Westfälischen Forschungen“, die normalerweise keine – und zumal nicht landfremde – Literaturbesprechungen aufnehmen, gerade in diesem Fall zum parteilichen Wortführer einer selbst im Gerichtsverfahren gescheiterten Rezension machen und eine sachbezogene Richtigstellung ablehnen. Sie haben sich damit in eklatanter Weise unwissenschaftlich verhalten und zu einer politisch einseitigen Stellungnahme missbrauchen lassen, die der Herausgeber des Bandes, das von ihm geleitete Institut und der das Institut tragende LWL zu verantworten haben.

Die Agnes-Miegel-Gesellschaft sieht sich daher veranlasst, die nachfolgende Stellungnahme der Herausgeberin des Miegel-Bandes, der Literaturwissenschaftlerin Dr. Marianne Kopp, zur Rezension des Münsterschen Universitätsprofessors a.D. Dr. Ernst Ribbat hier zu veröffentlichen. Dessen Besprechung ist nicht nur gegenüber der international anerkannten deutschen Dichterin ein Affront (cui bono?), sondern verstößt in beschämender Weise auch gegen das Berufsethos eines Literaturwissenschaftlers.

Kritik und Richtigstellungen – Erwiderung auf die Rezension von Ernst Ribbat

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Das Buch kann NUR über die Agnes-Miegel-Gesellschaft bestellt werden,

Tel. 05723-917317 oder e-mail: <post(at)agnes-miegel-gesellschaft.de>

Der Preis beträgt 19,80 €.

Informationen über den Inhalt und die Hintergründe zu dem bewegten Schicksal dieses Buches erfahren Sie in der Rezension des Historikers Prof. Dr. Paul Leidinger, zu dessen Schwerpunkten die deutsche Zeitgeschichte gehört.

Zwei Buch-Anzeigen zu Agnes Miegel von Prof. Dr. Paul Leidinger, Münster/Warendorf

Marianne Kopp (Hg.), Agnes Miegel. Ihr Leben, Denken und Dichten von der Kaiserzeit bis zur NS-Zeit. Mosaiksteine zu ihrer Persönlichkeit, Münster 2011, 142 S.

Mit diesem Band eröffnet die Vorsitzende der Agnes-Miegel-Gesellschaft, die Literaturwissenschaftlerin Dr. Marianne Kopp, eine neue Buchreihe, die eine bisher vermisste historisch-kritische Auseinandersetzung mit dem Gesamtwerk der deutschen Dichterin Agnes Miegel zum Ziel hat. Hintergrund sind dabei politische Debatten, die seit einiger Zeit in Deutschland um das Verhalten der Dichterin in der NS-Zeit geführt werden. Dabei wird die Benennung von Straßen und Schulen nach der Dichterin in der Nachkriegszeit vielfach mit der Absicht in die Diskussion gebracht, sie umzubenennen. In diesem Zusammenhang legt das aus einer Tagung der Agnes-Miegel-Gesellschaft 2010 hervorgegangene Buch fünf Vorträge im Druck vor, die vor allem Fragen nach der Stellung Agnes Miegels und ihrer Dichtung in der NS-Zeit nachgehen, darunter vor allem der Beitrag des Kieler Literaturwissenschaftlers Bodo Heimann „Dienend dem neuen Tag“, der spezifisch an Textbeispielen die „Haltung der Dichterin im Dritten Reich“ untersucht. Er fasst seine Ergebnisse in zehn Thesen zusammen, die die Zeitverhaftung der Dichterin aufweisen, aber auch ihre Grenzen gegenüber dem NS-Staat und seiner Ideologie verdeutlichen. Sie geben damit der weiteren Forschung eine bisher vermisste Grundlage.

Die Literaturwissenschaftlerin Dr. Ursula Seibt verdeutlicht in ihrem Beitrag „Die silberne Wartburgrose“ die ganz unpolitische Aufnahme Agnes Miegels 1933 in den „Orden deutscher Dichter und Dichterinnen“ und damit ihre danach erfolgte Aufnahme in die neu organisierte „Sektion für Dichtkunst“ der „Preußischen Akademie der Künste“. Die Herausgeberin selbst steuert zwei Beiträge bei: im ersten zeigt sie an den Briefen Agnes Miegels an ihre Freundin Lulu Diederichs aus den Jahren 1923-1949 sehr konkret die völlig unpolitischen Lebensverhältnisse und Alltagssorgen der Dichterin auf, in einem zweiten „Sonnabends gab’s immer Kartoffelsuppe“ Ernährungsgewohnheiten der ostpreußischen Küche, die auch für Agnes Miegel maßgeblich war. Dirk Hermann, Germanist und Kulturhistoriker, weist mit seinem Aufsatz „Höre Israel“ auf die frühen Gedichte mit jüdischer Thematik bei Börries von Münchhausen und Agnes Miegel hin, die einen Antisemitismus der Dichterin von früh an ausschließen. Das Buch leistet mit seinen Aufsätzen einen gewichtigen Beitrag zu einer neuen historisch-kritischen Miegel-Forschung, der weiterer Erfolg zu wünschen ist.

Angesichts dieser Tatsache ist es umso verwunderlicher, dass das vom Ardey-Verlag, Münster, bereitwillig und ohne Beanstandung in sein Verlagsprogramm aufgenommene Miegel-Buch vom Verlag am Abend vor der angekündigten öffentlichen Pressekonferenz am folgenden Morgen mit unwahrer Argumentation überraschend zurückgezogen wurde. Der Verlag nahm mit einem Mal vor allem Anstoß an einem Beitrag des Buches, dem er Unwissenschaftlichkeit vorwarf, und gab an, das bereits mit der Hälfte der Auflage an die Agnes-Miegel-Gesellschaft ausgelieferte und auch bereits teils an den Handel versandte Buch mit dem erheblichen Restbestand nicht weiter bewerben und ausliefern, sondern makulieren zu wollen. Dazu startete er mit ehrverletzender Begründung eine Rückholaktion der Bücher.

Dieser krasse Vertragsbruch hat die Agnes-Miegel-Gesellschaft zu einer rechtlichen Klärung veranlasst, die inzwischen erfolgt ist mit dem Ergebnis, dass dem Ardey-Verlag aufgegeben wurde:

1. den Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit zu unterlassen,

2. die Verlagsrechte an dem Miegel-Buch an die Agnes-Miegel-Gesellschaft zurückzugeben,

3. den im Verlag beruhenden Teil der Buchauflage – statt zu makulieren – an die Agnes-Miegel-Gesellschaft herauszugeben,

4. der Agnes-Miegel-Gesellschaft nachgewiesene Kosten zu erstatten,

5. den überwiegenden Teil der Gerichtskosten zu zahlen.

Fragt man nach den eigentlichen Gründen des abnormen Verhaltens des Ardey-Verlages, so muss man sie offensichtlich in einer Kontroverse um die Umbenennung von Straßen, darunter auch der Agnes-Miegel-Straße, in Münster suchen. Denn die vertragswidrige Trennung von dem Miegel-Buch der Agnes-Miegel-Gesellschaft erfolgte wenige Tage vor einer am 12. Juli 2011 abgehaltenen Tagung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe über die Umbenennung von Straßen in Münster, bei der die Agnes-Miegel-Straße in ablehnender Weise zur Diskussion gestellt wurde. Der Verlag hatte es bereits zu dieser Zeit übernommen, die Beiträge der Tagung in einem Buch zu publizieren und sah sich damit in einer Kontroverse zwischen den unterschiedlichen Positionen beider Publikationen. Dabei hatte sich der Verlag offensichtlich für eine ablehnende Position gegenüber Agnes Miegel entschieden, wie dies auch der Tagungsbericht im Juliheft 2011 des vom Verlag herausgegebenen Westfalenspiegels in bemerkenswerter Einseitigkeit und Eindeutigkeit zum Ausdruck bringt. In dieser inzwischen einseitigen Ausrichtung des Verlages ist offensichtlich der Grund für die vertragswidrige Trennung des Verlages von dem Miegelbuch zu sehen, wobei der Verlag sich unwahrer und ehrverletzender Behauptungen bediente, die gerichtlich zurückgewiesen worden sind. Auch der Willkür des Verlages, den bei ihm beruhenden Teil der Auflage nach seiner Erklärung makulieren zu wollen, hat das Rechtsverfahren eine eindeutige Absage erteilt.

Das Beispiel zeigt die Unfairness nicht nur des Verlages an, sondern auch die Methode, mit der in Münster die Umbenennung von Straßennamen betrieben worden ist. Sie hat – der Rechtsstaatlichkeit sei Dank – ihre rechtlichen Grenzen gefunden. Dem Verlag des Westfalenspiegels, einer Tochter des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, steht sein Verhalten als regionales Organ der Heimat- und Kulturpflege in Westfalen in der Sache besonders schlecht an (siehe auch die nachstehende Buchanzeige).

Steffen Stadthaus: Agnes Miegel – fragwürdige Ehrung einer nationalsozialistischen Dichterin. Eine Rekonstruktion ihres Wirkens im Dritten Reich und in der Nachkriegszeit, in:

Matthias Frese (Hg.): Fragwürdige Ehrungen!? Straßennamen als Instrument von Geschichtspolitik und Erinnerungskultur, Ardey-Verlag Münster 2012, S. 151-178

In dem umstrittenen, im Ardey-Verlag erschienenen Band über Straßennamen von Personen mit NS-Berührung hat Steffen Stadthaus u.a. den Beitrag über Agnes Miegel übernommen. Bereits in der Überschrift ordnet er die 1933 bereits 54-jährige und durch Ehrungen und Preise anerkannte deutsche Dichterin als NS-Dichterin ein, obgleich die wenigen gelegentlich der NS-Partei und ihrem Führer zugewandten Gedichte nur einen verschwindenden Bruchteil ihres Werkes ausmachen und sich weder einer kontinuierlichen Stringenz noch der NS-Ideologie zuordnen lassen. Dies betont bereits 1994 der unverdächtige polnische Literaturwissenschaftler Tadeusz Namowicz (Agnes Miegel als Dichterin des Grenzlandes, in: Izabella Golec und Tadeusz Namowicz, Hg.: Literatur im Kulturgrenzraum, Band 2, Lublin 1994, S. 57-69) in einer kritischen Aufarbeitung, die Stadthaus offensichtlich entgangen ist. Namowicz schreibt resümierend: „Man wird dem Werk von Agnes Miegel nicht gerecht, wenn man es primär den Autoren ‚unter dem Hakenkreuz’ zurechnet. Das Ergebnis der vorliegenden Analyse zeigt deutlich, dass Agnes Miegel nur selten und punktuell sich „zum Hakenkreuz“ bekannte. Die bei ihr vorherrschende Auffassung von der Heimat war in der Regel den nationalsozialistischen Ideologemen konträr. …(S. 66f.).“

Dennoch glaubt Stadthaus aus einzelnen Zitaten von Äußerungen Agnes Miegels eine stringente NS-Zugewandtheit erschließen zu können, angefangen und endend mit Hinweisen auf interne Briefaussagen zwischen 1933 und 1945, die in ihrer Privatheit, ihrer Veranlassung und den Zeitumständen einer besonders sensiblen Behandlung bedurft hätten. Er reißt Zitate unkritisch aus ihrem Zusammenhang, ohne sie – gemäß einer historisch-kritischen Methode – in ihrer Zeitverhaftung und Intention zu prüfen und zu bewerten. Dies gilt auch von den wenigen Werkbezügen, auf die Stadthaus hinweist. Seine Bewertung steht hier zum Teil der des Stadthaus zwar bekannten, von ihm aber nicht zitierten Literaturwissenschaftlers Bodo Heimann in dem o.a. angeführten Werk von Marianne Kopp entgegen. Dies gilt auch von Stadthaus’ Bewertungen über Agnes Miegel in der Nachkriegszeit und insbesondere von seiner Auffassung über die Entnazifizierung Agnes Miegels 1949. Sie widerspricht dem Ergebnis der damals durchaus kritischen richterlichen Prüfung der Entnazifizierungskommission des Landes Niedersachsen, die auch von der unverdächtigen polnischen Literaturwissenschaft gerechtfertigt wird.

Gerade die aufgezeigten Kontroversen machen es notwendig, dass eine wissenschaftlich-kritische Literaturwissenschaft sich ihrer annimmt. Politisch gesetzte Maximen sind der Tod jeder Wissenschaft und diskreditieren diese und sich selbst. Dies gilt auch für die Haltung des Ardey-Verlages und seiner Hinterleute in der Sache.

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In der aktuellen öffentlichen Kontroverse um Agnes Miegel geht es nicht um ihre Bedeutung als Dichterin des 20. Jahrhunderts, deren Schaffenszeit fast sieben Jahrzehnte umspannte, sondern einzig um ihre Stellung innerhalb der 12 Jahre der NS-Diktatur. Viele Journalisten, Germanisten und Historiker führen diese Auseinandersetzung mit Methoden, deren Seriosität fragwürdig ist.

So möchte ich an dieser Stelle einmal die Maximen wissenschaftlichen Arbeitens nennen, die grundsätzlich und insbesondere bei diesem Thema unabdingbar sind.

1. Seriöses wissenschaftliches Arbeiten sollte ergebnisoffen und ohne Parteilichkeit durchgeführt werden. Wer eine vorgefasste Meinung belegen und „beweisen“ will, arbeitet nicht wissenschaftlich objektiv.

2. Behauptungen müssen durch möglichst genaue Quellen gestützt werden. Nur sorgfältige Recherchen können zu einigermaßen differenzierten Ergebnissen führen. Gerade bei biografischen Arbeiten muss man sich aber bewusst machen, dass man nur Mosaiksteine zusammenfügen, jedoch kein lückenloses Gesamtbild rekonstruieren kann.

3. Wer nur die (oft unbewiesenen und sachlich falschen!) Behauptungen anderer als Autoritäten zitiert, betreibt keine wissenschaftliche Suche nach der historischen Wahrheit, sondern Manipulation.

4. SAPERE AUDE! Diese Maxime des Königsberger Philosophen Immanuel Kant sei jedem Forscher ans Herz gelegt. Sie besagt: Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen, bilde dir selbst ein Urteil, sei kritisch, lass dich nicht manipulieren…

5. Zitate und Fakten müssen in ihrem historischen Kontext betrachten werden. In Bezug auf die NS-Zeit bedeutet das vor allem, dass man Worte und Handlungen, die aus diesen Jahren belegt sind, nicht aus der Schau von heute beurteilen darf, nicht aus dem Mehrwissen über die Zeit nach 1945 oder mit aller pauschalierenden Unkenntnis über die tatsächlichen Verhältnisse und Lebensbedingungen für die Menschen in jener Zeit.

Dr. phil. Marianne Kopp

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Agnes Miegel war zu allen vier großen historischen Epochen ihres Lebens (von der Kaiserzeit bis in die junge Bundesrepublik) eine anerkannte große Dichterin, die für ihre Werke mit namhaften Preisen ausgezeichnet wurde. Zu den besonders erinnernswerten Ehrungen, die ihr zuteil wurden, gehörte der Besuch des regierenden Bürgermeisters von Berlin im Jahre 1961 – also vor jetzt fünfzig Jahren. Sein Name war Willy Brandt – der SPD-Politiker, der bis heute als Lichtgestalt gilt und wegen seiner persönlichen Integrität geschätzt wird.

Als Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland legte Willy Brandt am 7. Dezember 1970 vor dem Ehrenmal der Helden des Ghettos in Warschau einen Kranz nieder. Nach dem Richten der Kranzschleife verharrte er nicht wie üblich stehend, sondern kniete einige Zeit schweigend nieder, erhob sich wieder und ging an der Spitze seiner Delegation fort.

Diese Demutsbekundung ist als „Willy Brandts Kniefall“ in die Annalen der Geschichte eingegangen. Sie wurde international als Bitte um Vergebung gewertet und ebnete der Ostpolitik den Weg, für die Willy Brandt 1971 den Friedensnobelpreis erhielt.

Gut 35 Jahre früher sah es um Willy Brandts Befindlichkeiten anders aus: Er hatte – noch unter seinem Geburtsnamen Herbert Frahm – nach Hitlers Machtergreifung emigrieren müssen, zunächst nach Dänemark, dann Norwegen, nachdem die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD), der er angehörte, verboten worden war. Auch in Norwegen war er vor nationalsozialistischer Verfolgung nicht sicher, geriet sogar vorübergehend, ohne unter seinem Decknamen Willy Brandt erkannt zu werden, in deutsche Kriegsgefangenschaft. Allein aus diesen wenigen Hinweisen wird deutlich, dass Willy Brandt unter der Nazi-Diktatur erheblich zu leiden hatte. Und nun sollte er, der Verfolgte, ausgerechnet einer vermeintlichen Nazidichterin, Hitler-Anhängerin, einer aus den Reihen der Verfolger, seine Aufwartung machen? Ihm konnte nicht entgangen sein, dass die damalige Presse-Öffentlichkeit Agnes Miegel abwechselnd mit höchster Anerkennung und bitterster Schmähung überschüttete, mit verehrender Liebe und unversöhnlichem Hass. Dennoch war es ihm, dem damals 47-Jährigen, ein warmes Anliegen, der betagten, inzwischen 82-jährigen Dichterin, seine Aufwartung zu machen, ihr die Ehre zu erweisen, ihr Blumen zu überreichen.

1952 hatte Agnes Miegel für den Ostdeutschland-Gedenkturm in Schloss Burg an der Wupper ihr Bekenntnis in Verse gefasst, ”nichts als den Hass zu hassen“. 1959 hatte sie in einem neunzigminütigen Radiogespräch auf die Frage nach den Polen und Russen in ihrer verlorenen Heimat Ostpreußen erklärt, sie könne nur mit guten Gedanken an die Menschen denken, die jetzt auf seinem Erdboden und in seinen ehemaligen Dörfern, Städten und Gütern leben.

Das tiefgefühlte Anliegen der Versöhnung verband Agnes Miegel und Willy Brandt in einem Geiste.

Das Pressefoto von seinem Besuch in Bad Nenndorf wurde auch in späteren Jahren mehrfach von verschiedenen Zeitungen wiederabgedruckt. Wir wissen leider nicht, was bei diesem Besuch gesprochen wurde. Agnes Miegel berichtete ihrer jüngeren Freundin und späteren Biographin Dr. Anni Piorreck, wie der regierende Bürgermeister von Berlin Brandt am 1. Juni mit einem großen gelben Rosenstrauß zu ihr kam: „Er war sehr sympathisch und stockheiser und müde, aber sehr schlicht und nett, in aller Kürze.“

Dass es aber diese Begegnung gegeben hat, erscheint gerade heutzutage in einem helleren Licht, da etliche Städte den Straßennamen Agnes Miegels abschaffen wollen und eine „politisch korrekte“ Presse-Öffentlichkeit Agnes Miegel als Nazidichterin beschimpft und völlig aus der differenzierten Lebenswirklichkeit ihrer Zeit herausreißt.

Willy Brandt hatte diese Zeit selbst erlebt und wusste aus erster Hand um die Rolle, die Agnes Miegel unter dem Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit für ihre Leser und Landsleute gespielt hatte. Er ehrte sie aus aufrichtigem Herzen – sicherlich nicht weniger menschlich Anteil nehmend als ein knappes Jahrzehnt später bei seinem Kniefall von Warschau.

Sollten die heutigen Politiker sich nicht auch in dieser Hinsicht ihn zum Vorbild nehmen?

Dr. Marianne Kopp

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Die Jahresgabe 2011/2012 der Agnes-Miegel-Gesellschaft ist erschienen!

zu beziehen über die Agnes-Miegel-Gesellschaft, Tel. 05723-917 317

Marianne Kopp (Hrsg.), Agnes Miegel. Ihr Leben, Denken und Dichten von der Kaiserzeit bis zur NS-Zeit. Mosaiksteine zu ihrer Persönlichkeit.144 Seiten, Ardey-Verlag Münster 2011, 12,90 €

dazu der Historiker Prof. Dr. Paul Leidinger:

„Die Agnes Miegel vielfach vorgehaltene Nähe zum NS-Staat und ihrem Führer wird in den vorgelegten Aufsätzen auf eine ganz unaufgeregte, subtile und substantielle Weise vorgestellt, im zeitlichen Zusammenhang erklärt und prinzipiell hinsichtlich einer ideologischen Übereinstimmung widerlegt. Der Verlag kann sich mit dem Buch durchaus sehen lassen und wird auch damit Anerkennung finden. Es ehrt den Verlag, für eine deutsche Dichterin gerade in Zeiten der Herausforderung einzutreten.“

Agnes Miegel, die bedeutendste deutsche Balladendichterin des 20. Jahrhunderts, fand während ihrer gesamten Schaffenszeit hohe Anerkennung und wurde in allen geschichtlichen Epochen ihres 85-jährigen Lebens von der Kaiserzeit bis zur Nachkriegszeit mit namhaften Literaturpreisen ausgezeichnet.

In heutiger Zeit aber dominieren in der Öffentlichkeit politische Debatten um ihren Namen als Schulpatronin und auf Straßenschildern. Meistens werden dabei wenige Gedichtzeilen und ein oder zwei biografische Daten ganz aus ihrem Zusammenhang gerissen und als Anklagepunkte angeführt.

Der Frage nach Agnes Miegels Verhältnis zur NS-Zeit ging ein Seminar der Agnes-Miegel-Gesellschaft im letzten Herbst nach. Wissenschaftlich sachliche und ergebnisoffene Aufarbeitung und Klärung war das Anliegen der beteiligten Literaturwissenschaftler und Historiker. Fünf der Vortragsmanuskripte liegen nun in erweiterter Form gedruckt vor.

Dr. Bodo Heimann analysierte Agnes Miegels Gedichte, die einen Bezug zur NS-Zeit haben, Dr. Ursula Seibt recherchierte die Hintergründe zur „Silbernen Wartburgrose“, mit der Agnes Miegel 1933 ausgezeichnet wurde, Dirk Herrmann untersuchte Agnes Miegels Gedichte mit jüdischer Thematik, und ich stellte biografische Details aus ihren privaten Freundesbriefen und kulturhistorischen Erinnerungen zusammen.

Einhellig fordern diese Wissenschaftler, Agnes Miegels Leben, Denken und Dichten im konkreten Kontext ihrer Zeit und Situation zu betrachten. Man sollte nicht aus der Perspektive des 21. Jahrhunderts pauschalieren und verurteilen, ohne sich mit den historischen Verhältnissen und Agnes Miegels Persönlichkeit und Lebenssituation eingehender zu befassen.

Durch diese neuen Forschungsergebnisse entsteht ein differenzierteres Miegelbild – die Vorwürfe entbehren der Substanz.

Agnes Miegels Briefe geben Aufschluss über ihre häufigen und schweren Krankheiten und ihre engen, zeitweise desolaten finanziellen Verhältnisse. Ihr Alltag in ihrer Heimatstadt Königsberg ist schwierig – einerseits liebt sie ihre Heimat mit „körperlichen Nabelschnurgefühlen“, andererseits würde sie lieber woanders leben.

Gegenüber Ruhm blieb Agnes Miegel gleichgültig. Sie war nicht eitel und verabscheute Beweihräucherung. Ihre vielen Lesereisen kreuz und quer durch Deutschland unternahm sie einzig aus wirtschaftlicher Notwendigkeit. Erfreulich war dabei nur das Wiedersehen mit alten Freunden auf ihren Reiserouten, zumal sie für private Reisen kaum Geld hatte.

Ihre nächsten Freunde wohnen inzwischen im „Reich“, d.h. Hunderte von Kilometern von Ostpreußen entfernt. Seit dem Versailler Vertrag und der Einrichtung des „polnischen Korridors“ war das deutsche Kernland nur noch auf dem Seeweg oder in verplombten Zügen mit geschlossenen und verhängten Abteilfenstern zu erreichen – eine besonders belastende Situation für die ostpreußische Bevölkerung.

Agnes Miegel war beunruhigt über die Insellage Ostpreußens. Hitlers „Friedensrede“ von 1933 beeindruckte sie nachhaltig, denn er behauptete, in Frieden und Freundschaft mit den Nachbarvölkern leben zu wollen. Allein die Beseitigung des „Korridors“ 1939 bewog Agnes Miegel, 1940 der Partei beizutreten – nicht ideologische Gründe.

Nirgends in Agnes Miegels offiziellen und privaten Äußerungen ist eine Anbiederung an die NS-Ideologie zu erkennen, nichts deutet auf eine Bejahung oder Unterstützung ihrer Eroberungspolitik oder Rassenwahn hin. Von Kindheit an vertraut mit jüdischen Lebenswelten, pflegte sie einen großen jüdischen Bekannten- und Freundeskreis. Ihre Dichtung berührt und schildert nicht nur Ostpreußen, sondern zahllose verschiedene Kulturen, darunter auch Persönlichkeiten aus dem Alten Testament.

1933 wurde die Dichterin Agnes Miegel mit der Silbernen Wartburgrose ausgezeichnet. Dieser Literaturpreis stand in keinem Zusammenhang mit der NS-Literaturpolitik. Börries von Münchhausen gründete den Wartburg-Dichterkreis mit der romantischen Vorstellung, ein geistiges Olympia auf der Wartburg zu verwirklichen. Mit der Silbernen Wartburgrose, die an die heilige Elisabeth und zugleich an Luther erinnerte, sollten die besten deutschen nationalkonservativen Dichter zu Rosenrittern erhoben werden.

Als die preußische „Sektion für Dichtkunst“ 1933 von den Nationalsozialisten gründlich neu geordnet bzw. „gesäubert“ worden war, wurden eilig neue Mitglieder gebraucht – und diese wurden sämtlich aus dem bisher privaten und unabhängigen Dichterkreis der Wartburg berufen.

Wo Agnes Miegel sich in einigen Gedichten positiv zu Hitler und seiner Politik äußert, geht aus den hymnischen Texten klar hervor, wie gutgläubig sie war. Das gilt auch für das bestellte Gedicht „An den Führer“. Die Ereignisse sieht sie nicht allein unter politischen Vorzeichen, sondern religiös als Handeln Gottes in der Geschichte. Das hängt mit ihrer calvinistischen Glaubensvorstellung zusammen. Folgerichtig vertritt Agnes Miegel später die Auffassung, dass sie die tragische Katastrophe mit ihrem Gott abmachen müsse, der anscheinend sie und ihr Volk in die Irre und dann in den Abgrund führte.

Das Entnazifizierungsverfahren entschied: „Frau Dr. h.c. Miegel ist entlastet. (Kategorie V)“ und erläutert, sie kann „nicht als Unterstützerin der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft angesehen werden, da sowohl Motive wie Handlungen niemals NS-Geist verraten haben. Das wird von allen Zeugen bestätigt und ist zudem allgemein bekannt.“ In der Tat, auch bei intensivem Hinsehen sind in Agnes Miegels Werk nirgends NS-Geist und Unterstützung von Gewaltherrschaft zu finden, nur Vaterlandsliebe, Gutgläubigkeit und Gottvertrauen. Mit ihrem Bekenntnis, „nichts als den Hass zu hassen“, wie Agnes Miegel es nach dem Krieg formuliert, distanzierte sie sich zeitlebens von jeglicher Parteipolitik und propagiert einzig die Maximen der Menschlichkeit.

Dr. Marianne Kopp

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Bericht von den Agnes-Miegel-Tagen 11.-12. März 2011

In diesem Jahr durften die Besucher der Agnes-Miegel-Tage einmal die unbekannte, von Italien und den Italienreisen beeinflusste Seite Agnes Miegels kennenlernen. Denn unter dem italienischen Motto standen die meisten Beiträge. Bereits zur Eröffnung der Veranstaltung kam die Dichterin selber zu Wort: Dr. Marianne Kopp und Annemete von Vogel lasen zur Einstimmung und Einführung Briefe und Aufzeichnungen, die im Zusammenhang mit der Italienreise von 1911 entstanden waren.

Der Vortrag von Prof. Dr. Paul Leidinger aus Warendorf beschäftigte sich mit der Dichterin in der gegenwärtigen öffentlichen Diskussion. Er zeigte auf, dass in Agnes Miegels dichterischem Werk gerade keine Verherrlichung der menschenverachtenden nationalsozialistischen Ideologie zu finden ist – weder Fremdenhass noch Rassenwahn, weder Aufforderung zu einem Eroberungskrieg noch die Befürwortung von Gewalt. Damit fehlen die wesentlichen Merkmale der Blut- und Bodenliteratur. Immerhin: „Nichts als den Hass zu hassen“, war ihr Lebensbekenntnis.

Aufgrund von Agnes Miegels Anpassung an das nationalsozialistische Regime, welches die Ostpreußin für sich zu vereinnahmen verstanden hatte, wurden schon in der Vergangenheit Schulen und Straßen mit dem Namen der Dichterin umbenannt. Und diese Diskussion hält bis heute an; während die Befürworter der Umbenennungen argumentieren, dass „eine Person, die im Nationalsozialismus verstrickt war“, grundsätzlich keine Vorbildfunktion ausüben könne, verweist die andere Seite auf das bedeutende literarische Werk, die Unkenntnis der Dichterin um den tatsächlichen Charakter des Nationalsozialismus und ihre vollständige Entlastung beim Entnazifizierungsprozess nach 1945.

Auch im Rahmen des Vortrags kam es zu einer Diskussion. Zwei Bürger von Bad Nenndorf zitierten Passagen aus unter dem Einfluss des Nationalsozialismus entstandenen Gedichten – allerdings leider ohne den Kontext der Gesamtgedichte mit ganz anderem Schlusstenor zu berücksichtigen, was eine fundierte Analyse der Texte verhinderte.

Während die Vorsitzende und der Referent als Wissenschaftler die Auseinandersetzung und Diskussion begrüßten und souverän auf die kritischen Fragen zu antworten vermochten, schienen einige Teilnehmer mit dieser, wohl als persönlichen Angriff auf die Dichterin verstandenen, Kritik überfordert. Jedoch wurden auch sehr sachkundige Beobachtungen über prozessual zweifelhafte Vorgänge in Gemeinden mit Umbenennungsbestrebungen vorgetragen.

Da viele Menschen von der unsachlichen Propaganda gegen Agnes Miegel, wie sie von extremen Gruppierungen verbreitet wird, verunsichert sind, wird der literarisch fundierte Dialog mit Kritikern vermutlich zukünftig noch höhere Priorität einnehmen müssen. Herr Prof. Leidinger wies zum Schluss auch noch einmal darauf hin, wie notwendig es sei, Agnes Miegels wenige belastete Werke literaturwissenschaftlich aufzuarbeiten. Die Agnes-Miegel-Gesellschaft will mit ihrer demnächst erscheinenden Jahresgabe einen wesentlichen Beitrag dazu leisten.

Nach der spannenden Diskussion durften die Teilnehmer dann zum Abschluss der Tagung zwei weniger hitzige, aber umso lohnendere musikalische Veranstaltungen erleben. Im offenen Singen, geleitet von Pastor Adolf Höhle aus Neustadt/Rbge., konnte man schon einmal den Frühling begrüßen. Dem folgte der künstlerische Höhepunkt der Tagung; mit der in Italien verorteten Erzählung „Die Padrona erzählt“ lasen Dr. Marianne Kopp und Annemete von Vogel mit großer Ausdruckskraft eine der erstaunlich wenigen Dichtungen Agnes Miegels mit eindeutig italienischem Bezug. Inge Henke, die begleitend dazu mit ihrer ausdrucksvollen Sopranstimme Arien des italienischen Barock sang, wurde begleitet von typischen Instrumenten der Epoche (Violine, Violoncello, Cembalo) und schuf so für die Dichtung einen Rahmen, der den Erzählraum farbenprächtig zur Geltung brachte.

Das neue zeitliche Konzept, die Veranstaltung mit gleichem inhaltlichem Aufbau auf zwei (statt wie bisher auf drei) Tage zu komprimieren, hat sich als pragmatisch sinnvoll erwiesen. Es bleibt zu wünschen, dass auch im nächsten Jahr wieder ein so vielfältiges Programm gelingen möge.

Sebastian Harms Bolte M.A.

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von Ursula Schmidt-Goertz, Bergisch Gladbach
in: BLZ vom 22.12.2010

Immer wieder versuchen linke Scharfmacher mit Kampagnen den Ruf von Persönlichkeiten früherer Generationen zu zerstören, die nicht in ihr eigenes Weltbild passen. Und immer wieder lassen sich demokratische Bürger in diesen schmutzigen Strom hineinziehen.
Ach, hätten sie doch alle im Fach Geschichte besser aufgepasst! Nur wer gegen den Strom schwimmt, kommt zu den Quellen. Agnes Miegel war Königsbergerin. Wie wir wissen, war Ostpreußen durch den Versailler Vertrag 1919 vom Deutschen Reich abgetrennt worden. Nur in hermetisch verschlossenen Zügen konnte man durch den so genannten „Korridor“ von Deutschland nach Deutschland gelangen. Ist es da ein Wunder, dass die Menschen in der fernen Enklave, umschlossen von nicht gerade freundlichen Nachbarn, besonders an ihrem Vaterland – so durfte man es damals noch nennen – hingen? Es ist diffam, solche Wünsche mit Attributen wie „glühende Nationalsozialistin“ anzuprangern.
Sind Leute, die politische Wühlarbeit betreiben – und das anonym – bessere Menschen? Die in keiner Bedrängnis leben und jederzeit gefahrlos Kluges, Dummes oder gar Böses von sich geben und lancieren können? Agnes Miegel ist mit Tausenden ihrer Landsleute aus der sehr geliebten Heimat vertrieben worden und hat lange in einem dänischen Flüchtlingslager gelitten. Agnes Miegel war keine „Heimatdichterin“. Ihr Balladen sind Weltliteratur, sogar von Marcel Reich-Ranicki gerühmt. Und „Uneinsichtigkeit“? Ich bin gern bereit, dem Stadtrat eine „Lesestunde“ zu schenken, die ich schließen würde mit dem Gedicht, das sie geschrieben hat zur Einweihung der Ostdeutschen Gedenkstätte auf Schloss Burg an der Wupper, schon 1950 durch Bundespräsident Dr. Theodor Heuss: „Du hast in Krieg und Schrecken mich wunderbar bewahrt / Gabst Kraft dem müden Herzen auf später Wanderfahrt / Gabst Zuflucht im vertrauten, im herben Wind vom Meer / Führtest zu deutschem Lande mich gnädig wieder her / Gabst Dach und Brot, gabst Treue, die niemals mich verlassen / Lehrtest mich täglich neue / Nichts als den Hass zu hassen!“
Noch eins: In Königsberg gibt es einen Zweig der deutschen Agnes-Miegel-Gesellschaft, einer anerkannten und von gebildeten Persönlichkeiten aus aller Welt geförderten literarischen Gesellschaft. Russen und Deutsche pflegen einen Umgang auf hohem Niveau. Im heutigen Kaliningrad werden Werke von Agnes Miegel in russischer Übersetzung publiziert. Und schon 1992 habe ich in Königsberg eine russische Ausstellung über Agnes Miegel besucht (als eine Westdeutsche, deren Familie nie Verbindungen in den Osten gehabt hat).
Wollen sich – anscheinend uninformierte – Bürger in Bergisch Gladbach vor Pharisäertum ducken? Bitte nicht!

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