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Das Buch kann NUR über die Agnes-Miegel-Gesellschaft bestellt werden,

Tel. 05723-917317 oder e-mail: <post(at)agnes-miegel-gesellschaft.de>

Der Preis beträgt 19,80 €.

Informationen über den Inhalt und die Hintergründe zu dem bewegten Schicksal dieses Buches erfahren Sie in der Rezension des Historikers Prof. Dr. Paul Leidinger, zu dessen Schwerpunkten die deutsche Zeitgeschichte gehört.

Zwei Buch-Anzeigen zu Agnes Miegel von Prof. Dr. Paul Leidinger, Münster/Warendorf

Marianne Kopp (Hg.), Agnes Miegel. Ihr Leben, Denken und Dichten von der Kaiserzeit bis zur NS-Zeit. Mosaiksteine zu ihrer Persönlichkeit, Münster 2011, 142 S.

Mit diesem Band eröffnet die Vorsitzende der Agnes-Miegel-Gesellschaft, die Literaturwissenschaftlerin Dr. Marianne Kopp, eine neue Buchreihe, die eine bisher vermisste historisch-kritische Auseinandersetzung mit dem Gesamtwerk der deutschen Dichterin Agnes Miegel zum Ziel hat. Hintergrund sind dabei politische Debatten, die seit einiger Zeit in Deutschland um das Verhalten der Dichterin in der NS-Zeit geführt werden. Dabei wird die Benennung von Straßen und Schulen nach der Dichterin in der Nachkriegszeit vielfach mit der Absicht in die Diskussion gebracht, sie umzubenennen. In diesem Zusammenhang legt das aus einer Tagung der Agnes-Miegel-Gesellschaft 2010 hervorgegangene Buch fünf Vorträge im Druck vor, die vor allem Fragen nach der Stellung Agnes Miegels und ihrer Dichtung in der NS-Zeit nachgehen, darunter vor allem der Beitrag des Kieler Literaturwissenschaftlers Bodo Heimann „Dienend dem neuen Tag“, der spezifisch an Textbeispielen die „Haltung der Dichterin im Dritten Reich“ untersucht. Er fasst seine Ergebnisse in zehn Thesen zusammen, die die Zeitverhaftung der Dichterin aufweisen, aber auch ihre Grenzen gegenüber dem NS-Staat und seiner Ideologie verdeutlichen. Sie geben damit der weiteren Forschung eine bisher vermisste Grundlage.

Die Literaturwissenschaftlerin Dr. Ursula Seibt verdeutlicht in ihrem Beitrag „Die silberne Wartburgrose“ die ganz unpolitische Aufnahme Agnes Miegels 1933 in den „Orden deutscher Dichter und Dichterinnen“ und damit ihre danach erfolgte Aufnahme in die neu organisierte „Sektion für Dichtkunst“ der „Preußischen Akademie der Künste“. Die Herausgeberin selbst steuert zwei Beiträge bei: im ersten zeigt sie an den Briefen Agnes Miegels an ihre Freundin Lulu Diederichs aus den Jahren 1923-1949 sehr konkret die völlig unpolitischen Lebensverhältnisse und Alltagssorgen der Dichterin auf, in einem zweiten „Sonnabends gab’s immer Kartoffelsuppe“ Ernährungsgewohnheiten der ostpreußischen Küche, die auch für Agnes Miegel maßgeblich war. Dirk Hermann, Germanist und Kulturhistoriker, weist mit seinem Aufsatz „Höre Israel“ auf die frühen Gedichte mit jüdischer Thematik bei Börries von Münchhausen und Agnes Miegel hin, die einen Antisemitismus der Dichterin von früh an ausschließen. Das Buch leistet mit seinen Aufsätzen einen gewichtigen Beitrag zu einer neuen historisch-kritischen Miegel-Forschung, der weiterer Erfolg zu wünschen ist.

Angesichts dieser Tatsache ist es umso verwunderlicher, dass das vom Ardey-Verlag, Münster, bereitwillig und ohne Beanstandung in sein Verlagsprogramm aufgenommene Miegel-Buch vom Verlag am Abend vor der angekündigten öffentlichen Pressekonferenz am folgenden Morgen mit unwahrer Argumentation überraschend zurückgezogen wurde. Der Verlag nahm mit einem Mal vor allem Anstoß an einem Beitrag des Buches, dem er Unwissenschaftlichkeit vorwarf, und gab an, das bereits mit der Hälfte der Auflage an die Agnes-Miegel-Gesellschaft ausgelieferte und auch bereits teils an den Handel versandte Buch mit dem erheblichen Restbestand nicht weiter bewerben und ausliefern, sondern makulieren zu wollen. Dazu startete er mit ehrverletzender Begründung eine Rückholaktion der Bücher.

Dieser krasse Vertragsbruch hat die Agnes-Miegel-Gesellschaft zu einer rechtlichen Klärung veranlasst, die inzwischen erfolgt ist mit dem Ergebnis, dass dem Ardey-Verlag aufgegeben wurde:

1. den Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit zu unterlassen,

2. die Verlagsrechte an dem Miegel-Buch an die Agnes-Miegel-Gesellschaft zurückzugeben,

3. den im Verlag beruhenden Teil der Buchauflage – statt zu makulieren – an die Agnes-Miegel-Gesellschaft herauszugeben,

4. der Agnes-Miegel-Gesellschaft nachgewiesene Kosten zu erstatten,

5. den überwiegenden Teil der Gerichtskosten zu zahlen.

Fragt man nach den eigentlichen Gründen des abnormen Verhaltens des Ardey-Verlages, so muss man sie offensichtlich in einer Kontroverse um die Umbenennung von Straßen, darunter auch der Agnes-Miegel-Straße, in Münster suchen. Denn die vertragswidrige Trennung von dem Miegel-Buch der Agnes-Miegel-Gesellschaft erfolgte wenige Tage vor einer am 12. Juli 2011 abgehaltenen Tagung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe über die Umbenennung von Straßen in Münster, bei der die Agnes-Miegel-Straße in ablehnender Weise zur Diskussion gestellt wurde. Der Verlag hatte es bereits zu dieser Zeit übernommen, die Beiträge der Tagung in einem Buch zu publizieren und sah sich damit in einer Kontroverse zwischen den unterschiedlichen Positionen beider Publikationen. Dabei hatte sich der Verlag offensichtlich für eine ablehnende Position gegenüber Agnes Miegel entschieden, wie dies auch der Tagungsbericht im Juliheft 2011 des vom Verlag herausgegebenen Westfalenspiegels in bemerkenswerter Einseitigkeit und Eindeutigkeit zum Ausdruck bringt. In dieser inzwischen einseitigen Ausrichtung des Verlages ist offensichtlich der Grund für die vertragswidrige Trennung des Verlages von dem Miegelbuch zu sehen, wobei der Verlag sich unwahrer und ehrverletzender Behauptungen bediente, die gerichtlich zurückgewiesen worden sind. Auch der Willkür des Verlages, den bei ihm beruhenden Teil der Auflage nach seiner Erklärung makulieren zu wollen, hat das Rechtsverfahren eine eindeutige Absage erteilt.

Das Beispiel zeigt die Unfairness nicht nur des Verlages an, sondern auch die Methode, mit der in Münster die Umbenennung von Straßennamen betrieben worden ist. Sie hat – der Rechtsstaatlichkeit sei Dank – ihre rechtlichen Grenzen gefunden. Dem Verlag des Westfalenspiegels, einer Tochter des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, steht sein Verhalten als regionales Organ der Heimat- und Kulturpflege in Westfalen in der Sache besonders schlecht an (siehe auch die nachstehende Buchanzeige).

Steffen Stadthaus: Agnes Miegel – fragwürdige Ehrung einer nationalsozialistischen Dichterin. Eine Rekonstruktion ihres Wirkens im Dritten Reich und in der Nachkriegszeit, in:

Matthias Frese (Hg.): Fragwürdige Ehrungen!? Straßennamen als Instrument von Geschichtspolitik und Erinnerungskultur, Ardey-Verlag Münster 2012, S. 151-178

In dem umstrittenen, im Ardey-Verlag erschienenen Band über Straßennamen von Personen mit NS-Berührung hat Steffen Stadthaus u.a. den Beitrag über Agnes Miegel übernommen. Bereits in der Überschrift ordnet er die 1933 bereits 54-jährige und durch Ehrungen und Preise anerkannte deutsche Dichterin als NS-Dichterin ein, obgleich die wenigen gelegentlich der NS-Partei und ihrem Führer zugewandten Gedichte nur einen verschwindenden Bruchteil ihres Werkes ausmachen und sich weder einer kontinuierlichen Stringenz noch der NS-Ideologie zuordnen lassen. Dies betont bereits 1994 der unverdächtige polnische Literaturwissenschaftler Tadeusz Namowicz (Agnes Miegel als Dichterin des Grenzlandes, in: Izabella Golec und Tadeusz Namowicz, Hg.: Literatur im Kulturgrenzraum, Band 2, Lublin 1994, S. 57-69) in einer kritischen Aufarbeitung, die Stadthaus offensichtlich entgangen ist. Namowicz schreibt resümierend: „Man wird dem Werk von Agnes Miegel nicht gerecht, wenn man es primär den Autoren ‚unter dem Hakenkreuz’ zurechnet. Das Ergebnis der vorliegenden Analyse zeigt deutlich, dass Agnes Miegel nur selten und punktuell sich „zum Hakenkreuz“ bekannte. Die bei ihr vorherrschende Auffassung von der Heimat war in der Regel den nationalsozialistischen Ideologemen konträr. …(S. 66f.).“

Dennoch glaubt Stadthaus aus einzelnen Zitaten von Äußerungen Agnes Miegels eine stringente NS-Zugewandtheit erschließen zu können, angefangen und endend mit Hinweisen auf interne Briefaussagen zwischen 1933 und 1945, die in ihrer Privatheit, ihrer Veranlassung und den Zeitumständen einer besonders sensiblen Behandlung bedurft hätten. Er reißt Zitate unkritisch aus ihrem Zusammenhang, ohne sie – gemäß einer historisch-kritischen Methode – in ihrer Zeitverhaftung und Intention zu prüfen und zu bewerten. Dies gilt auch von den wenigen Werkbezügen, auf die Stadthaus hinweist. Seine Bewertung steht hier zum Teil der des Stadthaus zwar bekannten, von ihm aber nicht zitierten Literaturwissenschaftlers Bodo Heimann in dem o.a. angeführten Werk von Marianne Kopp entgegen. Dies gilt auch von Stadthaus’ Bewertungen über Agnes Miegel in der Nachkriegszeit und insbesondere von seiner Auffassung über die Entnazifizierung Agnes Miegels 1949. Sie widerspricht dem Ergebnis der damals durchaus kritischen richterlichen Prüfung der Entnazifizierungskommission des Landes Niedersachsen, die auch von der unverdächtigen polnischen Literaturwissenschaft gerechtfertigt wird.

Gerade die aufgezeigten Kontroversen machen es notwendig, dass eine wissenschaftlich-kritische Literaturwissenschaft sich ihrer annimmt. Politisch gesetzte Maximen sind der Tod jeder Wissenschaft und diskreditieren diese und sich selbst. Dies gilt auch für die Haltung des Ardey-Verlages und seiner Hinterleute in der Sache.

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