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Archive for März 2008

Die Agnes-Miegel-Tage liegen hinter uns – diesmal ein sehr aufregendes Wochenende, da am Samstag der Tagung eine Demonstration stattfand: ein „Bündnis gegen Agnes-Miegel-Verherrlichung“ protestierte gegen alle Wertschätzung der Ehrenbürgerin Bad Nenndorfs und forderte von der Stadt und der Agnes-Miegel-Gesellschaft, mit dem „Agnes-Miegel-Kult“ zu brechen. Natürlich sorgte dies Spektakel in der Presse-Öffentlichkeit für wesentlich mehr Aufsehen als die (recht beachtlichen!) Inhalte unserer Tagung, doch sollten wir uns von den lautstarken Vorwürfen der Kritiker eigentlich nicht angesprochen fühlen.

Sichtlich erregt von allerlei Parolen, die er bei der Kundgebung der Demonstranten gehört hatte, stürzte ein junger Reporter in die Empfangshalle des Tagungshotels, fand mich am Büchertisch und fragte mich ohne Umschweife: „Distanzieren Sie sich nun von Agnes Miegel?“ Eine groteske Situation!

Die Aufgabe der Agnes-Miegel-Gesellschaft sehe ich eher darin, den ganzen Menschen, das ganze Werk anzunehmen, ohne die Augen vor einem Teil davon zu verschließen. Nichts zu verschweigen, aber alles in einen angemessenen Zusammenhang zu stellen, nämlich Person und Werk in der Verflochtenheit mit ihrer Zeit zu sehen.

Uns geht es nicht um eine „Verherrlichung“ oder „Glorifizierung“ Agnes Miegels, auch nicht um ein „Bekenntnis“ zu ihr (wie ich es in anderen literarischen Gesellschaften mit Befremden erlebt habe), sondern einfach darum, ihr und ihrem Werk mit wachem Interesse und vorurteilsfreier Offenheit zu begegnen – ihr vielseitiges dichterisches Schaffen, ihre warmherzige Persönlichkeit und ihre Künstler-Biografie mit allen Facetten und Widersprüchen wahrzunehmen – denn solche Mehrdimensionalität im Spannungsfeld zwischen „lichtem Traum und dunkler Wirklichkeit“ war ihr wie wohl jedem Menschen zu eigen. Zu solch wacher und durchaus nicht unkritischer Wertschätzung passt es auch, die Dichterin eine „Weltbürgerin der Poesie“ zu nennen, wie der Kieler Germanist und Lyriker Dr. Bodo Heimann sie in einem seiner beiden Vorträge betitelte.

Marianne Kopp

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Sie „verhüllte ihr Haupt“…

Eine Woche vor den Agnes-Tagen 2008 und vor der angekündigten Demonstration sorgte das „Bündnis gegen Agnes-Miegel-Verherrlichung“ in Bad Nenndorf für Aufsehen: das Agnes-Miegel-Denkmal im Kurpark wurde verhüllt – in weiße Tücher eingepackt wie Christos Verhüllungskunst etwa den Berliner Reichstag in den 90er Jahren schmückte. Mancher empörte sich darüber, aber man kann diese Aktion auch anders betrachten: Das beliebte Denkmal für Bad Nenndorfs Ehrenbürgerin wurde versteckt, als könnte man die Erinnerung an ihre Person damit abschaffen und ausradieren. Hätte man das Laken über ihren Füßen nur ein wenig angehoben, so wäre der Schriftzug „nichts zu hassen als den Hass“ zum Vorschein gekommen. Sollten diese Worte den Protestlern so verhasst sein? Eine biblische Wendung drängt sich auf: jemand „verhüllt sein Haupt“ in Trauer und Enttäuschung. Hätte in dieser Situation Agnes Miegel dazu nicht allen Grund?
mk

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