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Archive for März 2011

von Ursula Schmidt-Goertz, Bergisch Gladbach
in: BLZ vom 22.12.2010

Immer wieder versuchen linke Scharfmacher mit Kampagnen den Ruf von Persönlichkeiten früherer Generationen zu zerstören, die nicht in ihr eigenes Weltbild passen. Und immer wieder lassen sich demokratische Bürger in diesen schmutzigen Strom hineinziehen.
Ach, hätten sie doch alle im Fach Geschichte besser aufgepasst! Nur wer gegen den Strom schwimmt, kommt zu den Quellen. Agnes Miegel war Königsbergerin. Wie wir wissen, war Ostpreußen durch den Versailler Vertrag 1919 vom Deutschen Reich abgetrennt worden. Nur in hermetisch verschlossenen Zügen konnte man durch den so genannten „Korridor“ von Deutschland nach Deutschland gelangen. Ist es da ein Wunder, dass die Menschen in der fernen Enklave, umschlossen von nicht gerade freundlichen Nachbarn, besonders an ihrem Vaterland – so durfte man es damals noch nennen – hingen? Es ist diffam, solche Wünsche mit Attributen wie „glühende Nationalsozialistin“ anzuprangern.
Sind Leute, die politische Wühlarbeit betreiben – und das anonym – bessere Menschen? Die in keiner Bedrängnis leben und jederzeit gefahrlos Kluges, Dummes oder gar Böses von sich geben und lancieren können? Agnes Miegel ist mit Tausenden ihrer Landsleute aus der sehr geliebten Heimat vertrieben worden und hat lange in einem dänischen Flüchtlingslager gelitten. Agnes Miegel war keine „Heimatdichterin“. Ihr Balladen sind Weltliteratur, sogar von Marcel Reich-Ranicki gerühmt. Und „Uneinsichtigkeit“? Ich bin gern bereit, dem Stadtrat eine „Lesestunde“ zu schenken, die ich schließen würde mit dem Gedicht, das sie geschrieben hat zur Einweihung der Ostdeutschen Gedenkstätte auf Schloss Burg an der Wupper, schon 1950 durch Bundespräsident Dr. Theodor Heuss: „Du hast in Krieg und Schrecken mich wunderbar bewahrt / Gabst Kraft dem müden Herzen auf später Wanderfahrt / Gabst Zuflucht im vertrauten, im herben Wind vom Meer / Führtest zu deutschem Lande mich gnädig wieder her / Gabst Dach und Brot, gabst Treue, die niemals mich verlassen / Lehrtest mich täglich neue / Nichts als den Hass zu hassen!“
Noch eins: In Königsberg gibt es einen Zweig der deutschen Agnes-Miegel-Gesellschaft, einer anerkannten und von gebildeten Persönlichkeiten aus aller Welt geförderten literarischen Gesellschaft. Russen und Deutsche pflegen einen Umgang auf hohem Niveau. Im heutigen Kaliningrad werden Werke von Agnes Miegel in russischer Übersetzung publiziert. Und schon 1992 habe ich in Königsberg eine russische Ausstellung über Agnes Miegel besucht (als eine Westdeutsche, deren Familie nie Verbindungen in den Osten gehabt hat).
Wollen sich – anscheinend uninformierte – Bürger in Bergisch Gladbach vor Pharisäertum ducken? Bitte nicht!

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