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Archive for the ‘Aktuelles’ Category

Die Agnes-Miegel-Gesellschaft e.V. lädt ein zu einer
Feierstunde anlässlich von Agnes Miegels 45. Todestag
am Samstag, dem 24. Oktober 2009, um 15.00 Uhr im Hotel Hannover, Buchenallee 1 in 31542 Bad Nenndorf.

Sybille Tormin liest
Agnes Miegels Erzählung „Nachtspaziergang“

[Eine Geschichte um Simon Dach (1605 – 1659)] und andere Prosa.

Das Hotel Hannover bietet die Möglichkeit zum Kaffeetrinken.
Um 14.00 Uhr treffen wir uns zum Gedenken an Agnes Miegels Grab.

Wir freuen uns über einen regen Besuch. Bitte bringen Sie auch Freunde, Verwandte und Bekannte mit.

Eintritt frei – Spenden erbeten – Gäste willkommen
Info: Agnes-Miegel-Platz 3, 31542 Bad Nenndorf, Telefon 0 57 23 – 917 317

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Neueste Forschung und Erlebnis der Dichtung
Agnes-Miegel-Tage 13. bis 15. März 2009 in Bad Nenndorf

Das erklärte Ziel der Agnes-Miegel-Gesellschaft, das Werk der Dichterin im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bewahren, darf man bei den diesjährigen Agnes-Miegel-Tagen getrost als erreicht betrachten. Denn nicht selbstverständlich ist das Gelingen des Spagats zwischen literaturwissenschaftlichem Anspruch und allgemeiner Vermittelbarkeit literarischer Zusammenhänge. Bei der Veranstaltung wurde sowohl neuste Forschung präsentiert als auch Agnes Miegels Werk selber dem interessierten Zuhörer in Lesungen und Rezitationen plastisch nahegebracht.
Gleich zu Beginn wurde die lange erwartete Edition der Briefe Agnes Miegels an ihre Dichterkollegin und Freundin Lulu von Strauß und Torney vorgestellt. Damit steht nun eine der bedeutendsten dichterischen Korrespondenzen der Jahrhundertwende erstmals gedruckt der wissenschaftlichen Öffentlichkeit zur Verfügung. Jedoch dürfen sich neben den Literaturwissenschaftlern gerade auch die Liebhaber der Werke beider Dichterinnen auf die völlig neuen Einblicke in Agnes Miegels Gedankenwelt und ihr Verhältnis zu Lulu von Strauß und Torney freuen. Der ausführliche und sachkundige Kommentar ist der Herausgeberin und Vorsitzenden der Agnes-Miegel-Gesellschaft, Dr. Marianne Kopp, und ihrem Mitherausgeber Ulf Diederichs zu verdanken.
Ein weiteres biographisches Schlaglicht auf Aspekte von Agnes Miegels Leben warf der Londoner Historiker Dr. Rudolf Muhs mit seinem Vortrag über die „Nicht-Beziehung“ zwischen der Dichterin und ihrem Bewunderer, dem Philologen Paul von Winterfeld. Winterfeld hatte Agnes Miegel, der er niemals persönlich begegnet war, in deren Gedichten er aber die Schmerzen einer verwandten Seele zu entdecken glaubte, mit ins Krankhafte gesteigerter Vehemenz bedrängt; bis sogar hin zur Morddrohung, nachdem seine Avancen vehement ignoriert worden waren. Zwar starb er in einem Sanatorium, jedoch wurde sein Tod gemeinhin auf die Abweisung der „grausamen Dichterin“ zurückgeführt.
Neben den rein geschichtlichen Ausführungen verwies der Referent besonders auf die immense Wirkung der „Affäre Winterfeld“ auf die Miegel-Rezeption und die diskursanalytische Dimension der öffentlichen Wahrnehmung einer Frau im frühen zwanzigsten Jahrhundert, die einen bedeutenden Wissenschaftler abweist.
Unter den übrigen Programmpunkten stachen besonders zwei heraus. Zum einen war dies die Präsentation zweier Tonbandinterviews, Gespräche mit Agnes Miegel in ihrer Altersheimat Bad Nenndorf . Trotz altersgebrochener Stimme zeigte sich die Dichterin selbstironisch, gegenwartskritisch und begabt mit einer großen geistigen Wendigkeit sowie rhetorischer Eloquenz. Es berührte die im Saal anwesenden Zuhörer nachvollziehbar, durch sie wenig bekannte Züge im Wesen der Dichterin aufschimmern zu sehen.
Einen weiteren Akzent setzte Annemete Jacques mit ihren Rezitationen von Gedichten des mit Agnes Miegel persönlich wie literarisch eng verbundenen Freiherrn Börries von Münchhausen. Eindringlich und präzise, ohne jemals in ein falsches Pathos zu verfallen, sprach die Großnichte des Freiherrn ihr Programm, bestehend aus bekannten wie entlegenen Münchhausenschen Balladen und lyrischen Gedichten. Gerade auch ihre kenntnisreichen Erläuterungen zum Leben des Dichters und zu den historischen Umständen, untermalt durch zahlreiche Familienfotos, machten den Besuch dieses Vortrags besonders lohnend.
Die Vielfalt des gebotenen Programms und die qualitativ hochwertigen Beiträge machten die Teilnahme an den Agnes-Miegel-Tagen zu einem gewinnbringenden und kurzweiligen Unterfangen. Man darf schon heute gespannt sein, welche neuen Einblicke in Leben und Werk der großen ostpreußischen Dichterin sich im nächsten Jahr ergeben werden.

Sebastian Harms Bolte M. A.

PRESSE-STIMMEN

Agnes Miegel wie sie keiner kennt.
Marianne Kopp stellt im Hotel Hannover die „Briefe an Lulu“ vor.

Bad Nenndorf. (rwe) Die Agnes-Miegel-Gesellschaft hat gestern ihre Agnes-Miegel-Tage im „Hotel Hannover“ eröffnet. Und passend zum 130. Geburtstag der Dichterin konnte Vorsitzende Marianne Kopp das von ihr und dem Verleger Ulf Diederichs herausgegebene Buch präsentieren. „Als wir uns fanden, Schwester, wie waren wir jung“ zeigt Agnes Miegel von einer Seite, die auch die Mitglieder kaum kennen dürften.
In dem Werk hat Kopp mit viel Akribie die Briefe Miegels an die Bückeburgerin Lulu von Strauß und Torney zusammen getragen und aufgearbeitet. Und was die Bad Nenndorfer Ehrenbürgerin ihrer Freundin zwischen 1901 und 1922 schrieb, klingt laut Kopp „so ganz anders“ als ihre Gedichte und Beiträge im Feuilleton. „Humor, Selbstironie und Temperament“ machten die Sammlung zu einer „vergnüglichen Lektüre“.
Mehr zum Buch „Briefe an Lulu“ können Interessierte im „Hotel Hannover“ erfahren, wo die Miegel-Tage heute um 10 Uhr mit der Mitgliederversammlung beginnen. …
(aus den „Schaumburger Nachrichten“ vom 14. März 2009)

Erinnerungen, Balladen, viel Gefühl.
Dichterin Agnes Miegel hinterlässt lyrische Handschriften.

Bad Nenndorf (Ka.) […] Bei der Vorstellung des neuen Buches „Als wir uns fanden, Schwester, wie waren wir jung“ standen die Briefe Agnes Miegels an Lulu von Strauß und Torney aus den Jahren 1901 bis 1922 im Mittelpunkt. Sie bekunden eine unverbrüchliche Freundschaft, die die Vorsitzende Marianne Kopp in Zusammenarbeit mit Ulf Diederichs zusammenfasste. […] Die Gedenkfeier am Grab Agnes Miegels war ein weiterer Höhepunkt des Zusammentreffens. Dr. Kopp würdigte  das Lebenswerk, dessen Auszeichnung durch die Bayerische Akademie der Schönen Künste vor genau 50 Jahren erfolgte. Dieser Literaturpreis im Jahre 1959 bedeutete für Agnes Miegel nicht zuletzt auch Rehabilitation nach den Jahren der Verfemung, die sie nach ihrer Flucht aus Ostpreußen erlitten hatte. Der Vortrag von Herrn Dr. Muhs (London) wurde mit Spannung erwartet. Schon vor drei Jahren wusste er sehr lebhaft aus der Zeit Agnes Miegels in Bristol zu berichten. Sein diesjähriger Beitrag „Agnes Miegel und Paul von Winterfeld – eine folgenschwere Nichtbeziehung“ eröffnete ganz neue Perspektiven. Eine verschmähte Liebe, die Paul von Winterfeld bis zu seinem Tod im Herzen behielt. Mit Rezitationen begeisterte Annemete Jacques, eine Großnichte des Dichters Börries von Münchhausen. …
(aus dem „Wochenblatt“ vom 28.3.2009)

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Die Agnes-Miegel-Gesellschaft e.V. lädt ein zu den
Agnes-Miegel-Tagen 2009
im Hotel Hannover, Buchenallee 1, 31542 Bad Nenndorf

Freitag, 13. März 2009

16:00 Uhr    Buchvorstellung

„Als wir uns fanden, Schwester, wie waren wir jung“
Agnes Miegel an Lulu von Strauß und Torney
Briefe 1901 bis 1922

Hrsg. von Marianne Kopp und Ulf Diederichs

mit musikalischer Umrahmung

anschließend:
Lesung: Agnes Miegels „Frühe Gesichte“
Sprecherinnen: Annemete Jacques und Dr. Marianne Kopp

19:00 Uhr    „Der alte Mensch und seine Freunde“
Zwei Gespräche mit Agnes Miegel,  1959 und 1952

Sonnabend, 14. März 2009

10:00 Uhr    Mitgliederversammlung

14:30 Uhr    Gedenken an Agnes Miegels Grab

16:00 Uhr    „Agnes Miegel und Paul von Winterfeld –
eine folgenschwere Nicht-Begegnung.“
Vortrag von Dr. Rudolf Muhs (London)

19:00 Uhr    Börries v. Münchhausen – Leben und Werk
Sprecherin: Annemete Jacques

Sonntag, 15. März 2009

10:00 Uhr    „Es tönen die Lieder…“
Offenes Singen mit Rainer Winkel (Minden)
und seinem Chor

Im Anschluss an die Veranstaltung ist das Agnes-Miegel-Haus noch bis 14:00 Uhr geöffnet.

Änderungen vorbehalten

E i n t r i t t   f r e i – S p e n d e n   e r b e t e n – G ä s t e   w i l l k o m m e n

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Es lohnt sich, Agnes Miegels Gedichte erneut zu lesen und in Bodo Heimanns Bändchen zu vergleichen, wie er sie unter neuen Gesichtspunkten liest und interpretiert.
Das Gedicht „Die Frauen von Nidden“ zum Beispiel kennt wohl jeder, der sich mit den Werken Agnes Miegels befasst. Jeder erinnert sich, dass die Pest alle Dorfbewohner von Nidden dahinrafft. Nur sieben alte Frauen leben. Sie wissen aber nicht, wie sie überleben können, sie legen sich gemeinsam in den Sand der Wanderdüne und erwarten dort ihren Tod. Jeder versteht den Inhalt, was bei Agnes Miegel nicht selbstverständlich ist.
Bodo Heimann hat noch darüber hinausgehende interessante Aspekte erarbeitet. Symbole weisen auch auf die alte Götterwelt hin. Es gibt keinen Pfarrer mehr, also beten sie zum „Mütterchen“ (Erde), hier zur Düne.
„…Schlage uns still ins Leichentuch,
Du unser Segen, einst unser Fluch. –
[…] und die Düne kam und deckte sie zu.“
„Bemerkenswert ist hier die Abwendung vom christlichen Vatergott und die Hinwendung zu einer Mutterfigur.“ So Heimann.
In diesem und anderen Gedichten und Balladen widmet er sich der Mystik, der Darstellung der alten Götter aus der Zeit vor der Christianisierung, Götter aus der griechischen Mythologie und besonders der Götter der Prußen. Agnes Miegel benennt sie auch als „Preußengötter“, zum Beispiel in dem Gedicht „Mainacht“. Gemeint ist damit vor allem der Gewittergott Perkun. Hier und in anderen Gedichten stellt Heimann den Bezug zu den „ungestorbenen alten Göttern“ (Kurt Hohoff) her.
„Die Erde spricht“ ist der Titel des ersten Vortrags in dem kleinen Bändchen, das die Agnes-Miegel-Gesellschaft als Jahresgabe 2008 herausgegeben hat.
Und in dem gleichnamigen Gedicht läßt die Dichterin die Erde in der „Ich-Form“ sprechen und von der Geschichte der Menschheit berichten. Heimann bezeichnet die Erde als „mythisch personifizierte große Muttergestalt“.

Im zweiten Vortrag nennt Heimann die Dichterin eine „Weltbürgerin der Poesie“, die sich für die Vielfalt fremder Kulturen begeisterte. Da geht es um Figuren aus der antiken Welt und der Geschichte, Athene, Kleopatra, Demeter, Arachne, Leda oder Augustus hat sie besungen. Aber sie hat sich auch in die Gedanken der Kaiser-Mutter von China hineinversetzt, die in einer Dschunke den gelben Fluss hinunter fährt und an ihre eigene Vergangenheit zurück denkt („Chinesische Liedchen“) Es finden sich Motive aus Indien („Die Götter Indiens“) oder dem Orient („Scheherasade“). Es geht um die französische Revolution, aber auch wiederum um Agnes Miegels Sympathie für der Götter der Prußen, hier aufgezeigt am Beispiel der Ballade „Herzog Samo“.
Heimann hat seine Gedanken zu all den erwähnten Werken gut verständlich und interessant niedergeschrieben. Er hebt dabei immer wieder Agnes Miegels Sympathie für die Opfer der Geschichte hervor. „Vermutlich ist für Agnes Miegel bei der Wahl der Figurenperspektive nicht so sehr die Volkszugehörigkeit, als vielmehr die menschliche Qualität der jeweiligen Person entscheidend“, schreibt er.
Heimann betont ausdrücklich, ihre Gedichte sind von der persönlichen, menschlichen Situation her zu verstehen. In diesem Sinne betet Agnes Miegel in dem bekannten Spruch zu unserem Christen-Gott:
„…Lehrtest mich täglich neue
nichts als den Hass zu hassen!“

Sirgune Piorreck

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Herr Archimandrit Irenäus Totzke hat vor einigen Jahren einen Agnes-Miegel-Liederzyklus komponiert und schrieb der Vorsitzenden der AMG am 16.04.08 folgenden Brief, den wir gern veröffentlichen dürfen:

„Leider war ich aus Termingründen jetzt zum zweiten Mal daran verhindert, an den A.-M.-Tagen in Nenndorf teilzunehmen. Umso empörter bin ich über das, was ich heute im Sommerbrief lese, nämlich über den Radau, den die sog. „Antifaschisten“ während der diesjährigen A.-M.-Tage veranstaltet bzw. vom Zaun gebrochen haben.
Hierzu kann ich nicht nur als Mitglied der AMG, sondern auch als Musikwissenschaftler folgendes sagen:

In der Musik haben wir ein ähnliches Phänomen wie die AMG zu beklagen: es ist die Person Hans Pfitzners. Obgleich er nach wie vor zu den größten deutschen Komponisten zählt, von vielen über Richard Strauß gestellt, ja von manchen als der bedeutendste Komponist des frühen und mittleren XX. Jhs. betrachtet wird, wird eine kleine Clique von – bezeichnenderweise musikunkundigen – Kritikern nicht müde, ihm seine Sympathien für das 3. Reich zu verübeln und daraus Rückschlüsse auf die Bedeutung seiner Kompositionen zu ziehen.

In Wirklichkeit war Pfitzner aber kein Nazi, sondern ein Deutschnationaler, der unter dem Diktat von Versailles litt, hierüber klagte und – leider oft in ziemlich überzogener Manier – polemisierte und nun glaubte, in Hitler den „Rächer“ zu sehen. Diese Bewunderung hinderte ihn aber nicht, den Nazismus gelegentlich auch zu kritisieren, und vor allem ließ er sich nicht vor den kultur- und rassenpolitischen Karren spannen, was zur Folge hatte, dass sein 70. Geburtstag in der offiziellen Presse totgeschwiegen wurde. Nichtsdestoweniger setzte nach dem berühmt-berüchtigten 68-er Jahr eine Polemik gegen den „Nazikomponisten Pfitzner“ ein, die stellenweise bis heute anhält. Wichtig ist aber nun die Feststellung, dass seit etwa 5 Jahren diese Polemik nachlässt und man Wert und Bedeutung des kompositorischen Oeuvres Pfitzners, das mit der Polemik nicht das Geringste zu tun hatte, wieder erkennt – was die steigenden Zahlen der Aufführungen dokumentieren.

Und wie war/ist es bei Agnes Miegel? Auch sie war deutsch-national, auch sie litt unter Versailles, es kam aber ein Moment hinzu, das man heute gern vergisst und das man unbedingt als „mildernden Umstand“ werten muss: die geographische Abtrennung Ostpreußens von Deutschland! Ich selber komme aus Danzig, das gegen seinen Willen von den Alliierten zur Freien Stadt erklärt worden war, und ich kann mich gut erinnern, welche politische Stimmung dort herrschte. Da Polen dauernd Ansprüche sowohl auf Danzig als auch auf Ostpreußen erhob (nachdem es Westpreußen bereits fast ganz erhalten hatte), stieg die Angst vor einem polnischen Einmarsch – und trieb die Bevölkerung en masse dem sich großdeutsch gebärdenden Nazismus in die Arme.

Sehr richtig haben Sie, verehrte Frau Dr. Kopp, bemerkt, dass die Hitler-Begeisterung von Agnes Miegel rein emotionaler Natur war. Mit Sicherheit hat sie nie „Mein Kampf“ gelesen – aber sie war Deutsche und musste mit Recht befürchten, dass Ostpreußen polnische Provinz wurde. Also glaubte auch sie – eben rein emotional -, in Hitler den Retter sehen zu dürfen.

Da in der Musik nun die Anti-Pfitzner-Polemik abebbt und man sich mehr und mehr wieder seinem künstlerischen Erbe zuwendet, darf ich, der ich sowohl Mitglied der Pfitzner- wie auch der Miegel-Gesellschaft bin, die doch wohl berechtigte Hoffnung ausdrücken, dass die künstlich angefachte Polemik gegen AM ebenfalls nach kurzem in sich zusammenbrechen und dann das literarische Erbe unserer Poetessa prussiana umso leuchtender hervortreten wird.“

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Die Agnes-Miegel-Tage liegen hinter uns – diesmal ein sehr aufregendes Wochenende, da am Samstag der Tagung eine Demonstration stattfand: ein „Bündnis gegen Agnes-Miegel-Verherrlichung“ protestierte gegen alle Wertschätzung der Ehrenbürgerin Bad Nenndorfs und forderte von der Stadt und der Agnes-Miegel-Gesellschaft, mit dem „Agnes-Miegel-Kult“ zu brechen. Natürlich sorgte dies Spektakel in der Presse-Öffentlichkeit für wesentlich mehr Aufsehen als die (recht beachtlichen!) Inhalte unserer Tagung, doch sollten wir uns von den lautstarken Vorwürfen der Kritiker eigentlich nicht angesprochen fühlen.

Sichtlich erregt von allerlei Parolen, die er bei der Kundgebung der Demonstranten gehört hatte, stürzte ein junger Reporter in die Empfangshalle des Tagungshotels, fand mich am Büchertisch und fragte mich ohne Umschweife: „Distanzieren Sie sich nun von Agnes Miegel?“ Eine groteske Situation!

Die Aufgabe der Agnes-Miegel-Gesellschaft sehe ich eher darin, den ganzen Menschen, das ganze Werk anzunehmen, ohne die Augen vor einem Teil davon zu verschließen. Nichts zu verschweigen, aber alles in einen angemessenen Zusammenhang zu stellen, nämlich Person und Werk in der Verflochtenheit mit ihrer Zeit zu sehen.

Uns geht es nicht um eine „Verherrlichung“ oder „Glorifizierung“ Agnes Miegels, auch nicht um ein „Bekenntnis“ zu ihr (wie ich es in anderen literarischen Gesellschaften mit Befremden erlebt habe), sondern einfach darum, ihr und ihrem Werk mit wachem Interesse und vorurteilsfreier Offenheit zu begegnen – ihr vielseitiges dichterisches Schaffen, ihre warmherzige Persönlichkeit und ihre Künstler-Biografie mit allen Facetten und Widersprüchen wahrzunehmen – denn solche Mehrdimensionalität im Spannungsfeld zwischen „lichtem Traum und dunkler Wirklichkeit“ war ihr wie wohl jedem Menschen zu eigen. Zu solch wacher und durchaus nicht unkritischer Wertschätzung passt es auch, die Dichterin eine „Weltbürgerin der Poesie“ zu nennen, wie der Kieler Germanist und Lyriker Dr. Bodo Heimann sie in einem seiner beiden Vorträge betitelte.

Marianne Kopp

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Politische Randgruppen haben eine lautstarke, aggressive Anti-Miegel-Kampagne losgetreten, in der sie Agnes Miegel als Nazi-Dichterin verurteilen wollen und auf die Umbenennung von Straßen und Schulen drängen, die noch ihren Namen tragen.

Wir wissen, dass Agnes Miegel sich leider für Hitler begeisterte und schließlich sogar der NSDAP beitrat. Wir wissen aber auch, dass ihre Huldigungsgedichte an Hitler rein emotionaler Natur sind und nichts von seiner Ideologie verherrlichen. Es finden sich keine Zeichen für Antisemitismus, Hassparolen, Kriegspropaganda, Terror und Gewalt darin. Bekannt ist Agnes Miegels tiefe Religiosität, die auch während der NS-Zeit ihre Lebenshaltung bestimmte. Wir wissen ebenso, dass Agnes Miegel ihr ganzes Leben lang Toleranz und Menschlichkeit propagierte und sich zu einer umfassenden Humanitas bekannte, so wie sie es in ihrem Spruch für den Ostdeutschland-Gedenkturm in Schloss Burg an der Wupper schrieb: „nichts als den Hass zu hassen“. Dieses Bekenntnis ist umfassender und beeindruckender als ein Bekenntnis zu irgendeiner Ideologie oder Staatsform, so ein Aufruf tut wohl jeder Zeit und Epoche not. Auch der russische Dichter Sem Simkin, der viele Gedichte von Agnes Miegel in russischer Sprache nachgedichtet hat, äußerte gegenüber der Presse, er hätte nichts Faschistisches in ihren Texten gefunden. Bekannt ist außerdem, dass das Entnazifizierungsurteil „unbelastet“ lautete.

Wir in der Agnes-Miegel-Gesellschaft bemühen uns um eine Klärung ihrer Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus. Etliche Mosaiksteine für eine wahrheitsgetreue Sicht auf diese Jahre fehlen aber noch und müssen mühsam gesucht werden. Es darf nicht um ein schablonenhaftes Schwarz-Weiß-Denken gehen. Letztlich ist jedes menschliche Leben ein verschlungenes Labyrinth mit Widersprüchen und Fragezeichen, „die gemach enträtselnd wir begreifen / erst im Lichte Seiner Ewigkeit“.

Vor allem aber sind wir eine literarische Gesellschaft. Uns geht es um die Dichterin Agnes Miegel, um ihr bedeutendes literarisches Werk, um den unbestreitbaren Rang ihrer Dichtung, die sogar Marcel Reich-Ranicki in den „Kanon der deutschen Literatur“ aufgenommen hat.

Im Zusammenhang mit der öffentlichen Kontroverse um Agnes Miegels Namen ließ der Sender Nordwestradio es sich angelegen sein, eine Live-Sendung mit einer Debatte um den Schulnamen in Wilhelmshaven zu produzieren und lud mich als Vorsitzende der Agnes-Miegel-Gesellschaft dazu ein. Als erfreulich ist dabei zu verbuchen, dass es dem Sender darum ging, beide Seiten zu Wort kommen zu lassen. Erfreulich war bei der Sendung auch das sehr sachliche Gesprächsklima und der kollegiale Umgang aller Gesprächsteilnehmer miteinander – eben einmal nicht der emotional aufgeladene Streitton, der sonst diese Kontroverse beherrscht.

Marianne Kopp

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